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Metabolisches Syndrom

Der Doktor und das metabolische Syndrom Aber gerade beim Typ 2 gibt es Zeichen, die einen schon früh aufhorchen lassen. Und auf die kann der Arzt auch kommen, wenn man ihn einfach nur wegen einer Routine-Untersuchung aufgesucht hat.

Man nennt diese Zeichen das Metabolische Syndrom.

Metabolisch bedeutet, dass es etwas mit Abbauprodukten im Stoffwechsel zu tun hat. Du hast ja schon gelernt, dass ein Abbauprodukt im Fettstoffwechsel z.B. die Ketonkörper sind. Und bei anderen Stoffen gibt es auch noch andere Abbauprodukte.

Syndrom ist einfach nur die Bezeichnung für einen Symptom-Komplex. Also wenn mehrere Symptome eine Einheit bilden und diese Symptome immer bei ein und derselben Erkrankung zu finden sind.

 


Zum Metabolischen Syndrom gehören:

  • Adipositas (=Übergewicht; vermehrtes Körperfett, meistens um den Bauch)
  • Hypertonie (=Bluthochdruck)
  • Fettstoffwechselstörung (Triglyceride erhöht, HDL-Cholesterin erniedrigt)
  • Hyperinsulinämie (=Zuviel Insulin im Blut)

Und das alles zusammen ist dann Schuld, wenn man einen Diabetes kriegt?

Manche denken das. Da kommt dann immer so ein dummer Spruch von wegen "Die haben sich ihren Diabetes angefressen". Ist vollkommener Blödsinn!
Am Anfang dieser Spirale steht immer die Insulinresistenz. Das heißt irgendwann sind zu wenig Andockstellen (Rezeptoren) für das Insulin da und es führt dann langsam zu all diesen einzelnen Symptomen. Und dieser Mangel an Rezeptoren liegt in den Genen vorherbestimmt, also in den Erbinformationen, die in jeder Zelle zu finden sind.

Aber wie kommt es dann, dass das nicht schon bei Kindern beginnt?

Oh, mittlerweile gibt es schon Kinder, bei denen sich aufgrund falscher Ernährung und Bewegungsmangel ein Typ 2 Diabetes fertig entwickelt hat. Aber das ist ja bei Kindern eigentlich nicht normal, sondern eher ein Ausnahmefall. Diese Kinder nehmen mit der Nahrung mehr Energie auf (also Kalorien), als sie durch Bewegung verbrauchen. Also wird das für den Bedarfsfall als Fett gespeichert.
Und so kann ein Typ 2, den man früher immer verharmlosend "Altersdiabetes" genannt hat auch schon bei jungen Menschen auftreten.

Ach ja, ich erinnere mich: je mehr Fett, desto mehr Rezeptoren auf den Fettzellen...

Genau! Und desto leichter hat es das Insulin, mehr Glucose in die Fettzellen zu schaffen und dort als Fett abzuspeichern.

Aber wieso muss die Bauchspeicheldrüse dann mehr Insulin produzieren? Irgendwann muss doch auch wieder ein Rezeptor an einer Muskelzelle frei werden und dann kann es ja auch dort andocken...

Sollte man meinen, aber ganz so einfach ist das nicht. Insulin zirkuliert ja nicht so lange im Blut, bis es einen freien Rezeptor findet.
Stellen wir uns das Ganze mal als ein Kanalsystem vor, in dem sich statt der Rezeptoren Abflusslöcher befinden. Wenn da Wasser durchfließt, dann wird es irgendwann komplett in den Abflüssen verschwunden sein. Wenn aber nur sehr wenige Abflusslöcher vorhanden sind, dann ist es entsprechend länger im Kanal vorhanden. Und je länger es darin vorhanden ist, desto mehr Wasser kann verdunsten und desto weniger kommt in den Abflusslöchern an.
Wenn ich nicht will, dass so wenig ankommt, dann muss ich mehr Wasser in den Kanal schütten.

Aber Insulin kann doch nicht verdunsten!

Nein, kann es nicht. Aber es kann aufgelöst werden!

Insulin ist ja ein Eiweißkörper. Und wie alle Eiweißkörper besteht es aus Einzelbausteinen, den Aminosäuren.
Hühnereiweiß ist auch ein Eiweißkörper, trotzdem senkt es nicht den Blutzucker-Spiegel. Warum nicht?
Weil nur eine bestimmte Kombination und eine bestimmte Anordnung von Aminosäuren bewirkt, dass es Insulin ist. Häuser bestehen auch aus Steinen. Und nur eine bestimmte Kombination und eine bestimmte Anordnung bewirkt, dass ein Haus eine Villa ist, während eine andere Kombination und Anordnung daraus ein Hochhaus macht. Kommt eine Bombe und zerstört diese Anordnung, dann wird wieder ein Haufen Steine daraus.

Und im Blut ist es eben keine Bombe, die das Insulin auseinanderreißt, sondern ein Enzym. Es spaltet das Insulin, und dann sind es wieder nur Aminosäuren. Und das passiert laufend im Körper. Also kann man sagen: Je länger das Insulin in der Blutbahn zirkuliert, desto mehr wird davon vom Enzym gespalten.

Machen das alle Enzyme oder nur ein bestimmtes?

Nur ein bestimmtes. Andere Enzyme spalten wieder andere Stoffe. Aber der Name ist so kompliziert, den brauchst du dir nicht zu merken: Glutathion-Insulin-Transhydrogenase.

Äähh... Okay Chef, den merk ich mir mal besser nicht. Ich hab eh schon fast einen Knoten im Hirn von den ganzen Fachausdrücken.

Glaub ich dir gern. So geht das jedem am Anfang. Aber manche werden mit der Zeit so normal wie "Papa" oder "Mama".

Aber um nochmal auf dieses Syndrom zurückzukommen: Unser Lehrer sagt immer, dass Diabetes ganz klar eine Wohlstandskrankheit ist und auf falsche Ernährung zurückzuführen sei.
Er sagt, dass die Leute kurz nach dem letzten Weltkrieg lange nicht so oft an Diabetes erkrankt sind wie heute. Was stimmt denn nun?

Ich würde mal sagen, so ganz Unrecht hat dein Lehrer nicht. Er betrachtet das nur etwas einseitig. Das ist wie mit einem Auto, das schon ab Werk einen Radlagerschaden hat. Wenn man nicht genug Sprit hat, dann kann man auch nur kurze Strecken damit fahren. Da wird sich der Schaden kaum zeigen.

Hat man aber mehr Sprit, dann wird das Radlager auch viel mehr beansprucht. Und wenn man dazu noch einen Mechaniker hat, der viel genauer hinschaut, weil er sich besser damit auskennt, dann wird er diesen Schaden auch irgendwann sehen und beheben wollen.

Und so ist das in der Medizin auch. Die Ärzte von heute sind viel mehr darauf sensibilisiert und stellen früher fest, dass irgendwas nicht stimmt. Kam früher jemand mit einem dicken Bauch, dann dachte man erst, er hat zuviel gegessen. Heute kommt man eher auf die Idee, dass auch eine Insulinresistenz dahinter stecken könnte.

Und so jemand ist dann auch Diabetiker?

Ja. Spätestens dann, wenn die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug Insulin herstellen kann, um den Blutzucker in normalen Grenzen zu halten.
Leider ist es aber so, dass ein Typ 2 Diabetes erst spät erkannt wird. Im Schnitt vergehen zwischen der ersten Erhöhung des Blutzuckers und der Diagnose "Typ 2" etwa 5 Jahre!

WAAS? Wieso denn so lange? Das muss der doch merken, dass der Blutzucker zu hoch ist, wenn er ständig zur Toilette muss.

Dem Typ 1 fällt sowas eher auf. Denn bei ihm schreitet die Entwicklung sehr schnell fort.
Aber beim Typ 2 geht das nur gaaanz laaangsaaam. Und dann ist es wie mit dem Badewasser: sitzt man in der warmen Badewanne und das Wasser kühlt langsam ab, dann merkt man das gar nicht so sehr.
Geht man aber als zweiter in die Wanne, nachdem es schon abgekühlt ist, dann ist es unangenehm kalt.

Ja, das kenne ich auch.
Und wie geht es dann weiter? Sie haben doch gesagt, dass es dann auch noch weitere Untersuchungen gäbe. Wie funktionieren die denn?

Das erkläre ich dir auch gleich. Mach dir erstmal wieder ein paar Notizen und dann erkläre ich dir die Diagnostik...