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Nierenschwelle

Gustl erfährt etwas über die Nierenschwelle Hatten wir das mit den Nieren nicht schon ganz am Anfang?

Ja schon, aber da hab ich das nur ganz kurz erwähnt. Und jetzt möchte ich dir klarmachen, was es genau damit auf sich hat.

Also wenn ich dich richtig verstanden habe, dann spülen die Nieren auch Zucker raus...

Ganz genau. Aber erst, wenn der Blutzuckerspiegel eine bestimmte Höhe erreicht hat. Er steigt und steigt, und wenn er dann die Nierenschwelle überschritten hat landet er im Urin.

Das würde ja heißen, dass ein Gesunder überhaupt keinen Zucker im Urin hat.

Hat er auch nicht. Gut mitgedacht!

Na ist doch prima. Dann muss der Diabetiker nur aufpassen, dass er keinen Zucker im Urin hat und es ist bei ihm wie bei einem Gesunden!

Leider ist das nicht ganz so einfach. Sieh mal: der Blutzucker landet ja erst ab einer gewissen Höhe im Urin. Aber diese Höhe ist langfristig schon zuviel. Besteht die zu lange, dann können einige wichtige Organe durch den für sie zu hohen Blutzucker schon geschädigt werden.

Und wie hoch ist diese Höhe? Wie misst man die eigentlich?

Naja, es gibt Geräte, damit kann man in einem ganz kleinen Blutstropfen feststellen, wie hoch der Blutzuckerspiegel ist. Normal ist er zwischen 70 und 120 mg/dl (3,9 - 6,7 mmol/l). Die Nierenschwelle beginnt aber erst zwischen 160-180 mg/dl (8,9 - 10 mmol/l). Das ist bei jedem Menschen geringfügig unterschiedlich. Beim einen beginnt sie schon bei 140 mg/dl (7,8 mmol/l), beim anderen erst bei 200 mg/dl (11,1 mmol/l)

Kurze Erklärung: mg/dl heißt: Milligramm pro Deziliter. Ein Milligramm ist ein tausendstel Gramm und ein Deziliter ist ein zehntel Liter. 100 mg/dl heißt also, dass in jedem zehntel Liter Blut 100 Milligramm Glucose enthalten ist. Umgerechnet auf den Liter sind das ein Gramm pro Liter. Andere messen es in mmol/l, also Millimol pro Liter. Mol ist eine internationale Maßeinheit, die eine Stoffmenge bezeichnet. In Deutschland nehmen wir die Einheit Gramm, in Amerika ist es die Unze, in anderen Ländern noch andere Maßeinheiten. Also haben sich ein paar Wissenschaftler mal darauf geeinigt es in Mol zu bezeichnen, damit der Deutsche und der Amerikaner sich sofort etwas darunter vorstellen können. Aber wie das bei solchen Dingen immer ist: nicht jeder kann sich damit anfreunden. Und so kommt es, dass in einigen Gebieten in mg/dl gemessen wird, während andere es in mmol/l messen.
Der Umrechnungsfaktor ist 18.
mmol/l mal 18 ergibt die Menge in mg/dl
Beispiel: 10 mmol/l x 18 = 180 mg/dl

mg/dl durch 18 ergibt die Menge in mmol/l
Beispiel: 180 mg/dl : 18 = 10 mmol/l


Kann man den Urin denn auch mit einem solchen Messgerät auf Zucker untersuchen?

Mit einem Messgerät nicht, aber es gibt dafür Teststreifen. Dia kann man ohne Rezept in jeder Apotheke bekommen. Lässt man einen Tropfen Urin auf das Testfeld kommen und es verfärbt sich danach, dann hat man Zucker im Urin.

Und dann ist man Diabetiker...
Aber wie kommt es eigentlich, dass der Zucker erst bei dieser Höhe im Urin auftaucht?

Hui, das ist ein komplexes Thema. Du musst wissen, dass die Nieren ständig durchblutet werden. Blut fließt also durch sie hindurch und dabei wird Wasser abgepresst, in dem sich auch verschiedene Stoffe befinden. Manche sind Abfallstoffe aus dem Stoffwechsel des Körpers und sollen ihn verlassen, andere werden noch gebraucht. Dieses abgepresste Wasser nennt man auch den Primärharn und das sind sage und schreibe etwa 200 Liter am Tag, also eine ganze Badewanne voll. Natürlich kann der Körper nicht soviel Wasser entbehren, also holt er sich das meiste davon wieder zurück. Und dabei auch die Stoffe, die kein Abfall sind und die er braucht. Und darunter ist auch der Zucker, also die Glucose. Allerdings gibt es eine bestimmte Grenze in der Menge Glucose, die er maximal zurückholen kann.

Ach ich versteh das jetzt: wenn diese Grenze überschritten ist, dann bleibt der Rest im Harn zurück.

Richtig. Es wird also zweimal gefiltert. "Primär" heißt ja soviel wie "erstens; anfänglich" und "sekundär" soviel wie "zweitens; nachfolgend". Es gibt also auch einen Sekundärharn. Und das ist der Urin den wir dann täglich ausscheiden.

Du siehst also, dass diese Nierenschwelle sowas wie ein Notventil ist. Ist zuviel Zucker im Körper, dann wird ein Teil davon schon mit dem Urin ausgeschieden.

Ja, aber das ist nicht gut, weil für den Körper dann der Blutzucker-Spiegel schon zu hoch ist und langfristig Schäden entstehen können. Welche sind denn das?

Das sind vor allem Schäden an den kleinen Blutgefäßen und den Nerven. Was ich zu der Nierenschwelle noch anmerken möchte ist, dass damit auch jede Menge Flüssigkeit verloren geht.

Wieso? Hast du nicht gerade gesagt, dass die Nieren die wieder zurückholen?

Ja schon. Aber ich hab auch gesagt, dass es für die Glucose-Rücknahme eine Obergrenze gibt. Ist die überschritten, dann bleibt die Glucose im Urin.

Und Glucose hat noch eine Anziehungskraft auf Wasser, die die Physiker Osmose nennen. Es bleibt dann also nicht nur das Wasser mit den Abfallstoffen im Urin, sondern zusätzlich auch das Wasser, was die Glucose an sich bindet.

Ach stimmt ja: und das ist dann der Grund, warum man bei zu hohem Blutzucker solch einen Durst hat und viel trinken muss.

Na super, da hast du ja doch aufgepasst. Dann können wir uns jetzt auch noch eine kleine Pause gönnen, bevor wir uns den vorerst letzten Kapiteln der Grundlagen widmen:
Der Resorption und dem Spritz-Ess-Abstand...