forum

Diskutieren Sie mit, indem Sie einfach auf das Bild oben klicken und sich im Forum anmelden...

In Ihrem eigenen Interesse:

Bitte befolgen Sie Tipps/Empfehlungen/Anregungen, die Sie hier oder anderswo im Internet gefunden haben, niemals, ohne das vorher mit Ihrem behandelnden Arzt, bzw. mit Ihrem Diabetesteam besprochen zu haben!

Wichtig!
- - - - - -

Sulfonylharnstoffe

oder abgekürzt auch "SH".

Am gängigsten sind hier die Stoffe Glibenclamid (Sulfonylharnstoff der 2. Generation, z.B. Euglucon®) und Glimepirid (Sulfonylharnstoff der 3. Generation, Amaryl®). Sulfonylharnstoffe der 1. Generation, z.B. das Tolbutamid finden heute kaum noch Verwendung.

Meist werden diese Medikamente morgens und evtl. auch abends verabreicht. Der Wirkstoff regt die B-Zellen dazu an, bereits gebildetes Insulin in die Blutbahn abzugeben. So steigt der Insulinspiegel im Blut und der Blutzucker sinkt.

Es lässt sich aber keine feste Regel darüber aufstellen, wie wirksam nun eine Tablette bei einem bestimmten Patienten ist: die (Un-)Wirksamkeit wird nämlich durch die individuelle Insulin(un)empfindlichkeit beim DM2 beeinflusst, und durch das Ausmaß der noch vorhandenen Fähigkeit der Bauchspeicheldrüse, noch selbst Insulin zu bilden. Zum Verlauf der Erkrankung gehört ja ein weiteres Fortschreiten, das heißt die Bauchspeicheldrüse wird langsam schwächer und ist nach einigen Jahren auch unter dem Antrieb der Sulfonylharnstoffe nicht in der Lage, für den Patienten ausreichend Insulin zu erzeugen. Man spricht dann vom Sekundärversagen. Wenn unter Maximaldosen oraler Antidiabetika keine gute Einstellung erzielbar ist, ist der Zeitpunkt zur Umstellung auf Insulin gekommen.

Völlig unkritisch ist der Einsatz der SH, sowie generell aller Sekretagoga (Medikamente, die die Sekretion der Betazellen stimulieren) jedoch auch wieder nicht. Denn durch die gesteigerte Sekretionslast auf die Beta-Zellen sind die auch früher total erschöpft und können gar kein körpereigenes Insulin mehr herstellen.
Besonders im Beginn einer Diabetestherapie sind diese körpereigenen Reserven allerdings ein wertvolles Hilfsmittel, weil sie selbst unter einer adjuvanten Insulintherapie kleinere Schwächen in der Therapie ausgleichen und so BZ-Peaks vermeiden helfen.

Zudem wird mit einer Steigerung der Sekretionslast auch der Anteil an Pro-Insulin erhöht. Diese unfertige Insulinvorstufe hat auf die Muskelzellen nur ca. 10% der Wirkung von fertigem Insulin, auf die Fettzellen (und damit auch auf die Adipogenese) jedoch die gleiche Wirkung.
Insbesondere für die Entwicklung des viszeralen (Organ-)Fetts ist solch eine anabole Wirkung jedoch höchst unerwünscht, da dieses Fettgewebe unter anderem auch Interleukin-6 produziert; ein Zytokin, das wesentlich an Entzündungsreaktionen beteiligt ist. Durch diese Entzündungsreaktionen wird die Entstehung einer Arteriosklerose oder KHK (Koronare Herzkrankheit) wesentlich begünstigt.


 

Mögliche Nebenwirkungen:
Sulfonylharnstoffe (=SH) wirken unabhängig vom jeweiligen BZ, daher ist in erster Linie die Gefahr von Hypoglykämien zu nennen. (Die dann wieder mit Glucose ausgeglichen werden müssen, was sich ungünstig auf die Gewichtsreduktion auswirkt usw.)
Hier kann das Präparat Glimepirid (Amaryl®) glänzen, denn darunter kommt es nicht so häufig zu Hypos wie bei anderen Sulfonylharnstoffen.
Durch die vermehrte Insulinfreisetzung kann sich das Hungergefühl verstärken, was dann wieder eine Gewichtszunahme begünstigt.
Weitere mögliche Nebenwirkungen wären metallischer Geschmack im Mund, Kopfschmerzen, Magendruck, Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Anstieg der Harnproduktion und Sehstörungen.

Gegenanzeigen:
Absoluter Insulinmangel, bzw. fehlende Insulinproduktion. SH können ja nur wirken, wenn noch Insulin produziert wird, und man gibt kein Medikament, was nicht wirken kann! Daher ist es bei schweren Stoffwechselentgleisungen und Ketoazidose absolut kontraindiziert. Auch während einer Schwangerschaft sollte es nicht eingenommen werden, weil hier die Therapieführung zu ungenau ist. Bei Pat. mit kardialen Problemen sollte ebenfalls auf eine SH-Therapie verzichtet werden, weil es hier zu einer Verminderung körpereigener Schutzmechanismen kommen kann.

Wechselwirkungen:
Alle Präparate, die den BZ erhöhen können (Glucocorticoide, Schilddrüsenhormone, Katecholamine, Sexualhormone, bestimmte Diuretika), können natürlich auch die Wirkung der SH vermindern. Beta-Blocker können eine Hypo verlängern und die Wahrnehmbarkeit derselben herabsetzen. (Was nicht oder nur sehr eingeschränkt für die kardioselektiven, also nur am Herzen wirkenden Beta-Blocker gilt)
Manche Antibiotika (Tetracycline, Sulfonamide), MAO-Hemmer, manche ACE-Hemmer, Cyclophosphamide (bestimmte Zytostatika) und Salizylate (z.B. Acetylsalizylsäure = "Aspirin") können die Wirkung verstärken. Auch die Cumarin-Wirkung kann durch die SH (unvorhersagbar) beeinflusst werden.

Produkte: (Wirkstoffnamen in Klammern)
Duraglucon ® (Glibenclamid)
Euglucon N® (Glibenclamid)
Glibenclamid-ratiopharm ® (Glibenclamid)
Maninil ® (Glibenclamid)
Diamicron ® (Gliclazid)
Amaryl ® (Glimepirid)