Untersuchungen bei Diabetikern
Diagnostik hat doch was mit Untersuchungen zu tun, oder?
Ja genau. "Diagnostik" umfasst all die Untersuchungen, mit denen man eine Krankheit erkennen will. Der Arzt will ja nicht einfach nur sagen "Sie sind Diabetiker", er will auch festlegen welcher Typ Diabetes vorliegt und ob schon Folgeschäden vorliegen.
Was denn für Folgeschäden?
Naja, wenn der Blutzucker lange Zeit zu hoch ist, dann kann das die Blutgefäße und die Nerven ziemlich schwer beeinträchtigen.
DIE NERVEN? Soll das etwa heißen als Diabetiker kann man meschugge werden?
Also erstens heißt das nicht "meschugge" sondern psychische Erkrankung; das ist ebenso eine Erkrankung wie eine Blinddarmentzündung oder ein Herzinfarkt, und zweitens...
`Tschuldigung, ich meinte ja nur...
...und zweitens haben die Nerven ganz andere Aufgaben. Wenn du in eine Glasscherbe trittst, was spürst du dann?
Na, dass es weh tut.
Eben. Und das wird durch die Nerven weitergeleitet. Und was machst du dann?
Ich hebe den Fuß hoch und sehe nach.
Und auch das wird über die Nerven geregelt. Sie geben einen Impuls an die Muskeln, dass du den Fuß anheben kannst und die Augen geben einen Nervenimpuls an das Gehirn mit dem Bild, das du da zu sehen bekommst.
Also sind die Nerven für das Fühlen, Sehen und die Muskeln zuständig?
Und für das Hören, Riechen, Schmecken und vieles mehr. Sie sind die Überträger von Informationen. Was wäre dann, wenn die Übertragung aus dem Fuß nicht mehr funktioniert und du trittst in eine Scherbe?
Hmmm... ich spüre das gar nicht?
Genau. Und dann läufst du lange mit einer Wunde durch die Gegend ohne davon zu wissen und sie vom Arzt versorgen zu lassen. Und die Wunde entzündet sich und das kann ganz böse enden.
Bei Diabetikern kann der hohe Blutzucker die Nerven schädigen, und dann kann genau so etwas passieren. Und deswegen untersucht man bei neuen Diabetikern, ob die Nerven schon geschädigt sind.
Aber wie? Die liegen doch im Körper und man kann sie nicht sehen? Röntgen?
Nein, auch mit einem Röntgengerät kann man die Nerven nicht sehen, weil sie dafür nicht die notwendige Dichte haben. Aber man kann überprüfen, ob der Patient noch alles in dem Maße fühlen kann, wie es bei einem Gesunden auch der Fall ist.
Dazu nimmt man z.B. eine Stimmgabel. Wenn man die anschlägt, dann vibriert sie ja. Und dann setzt man sie auf den Fuß und der Patient soll sagen, ab wann er sie nicht mehr spürt. Und der Arzt weiß ja bis zu welchem Punkt ein Gesunder etwas spürt.
Ja, weil er das selber spürt und der Patient muss das dann ja auch spüren.
Das denken viele. Aber in Wirklichkeit hat so eine Stimmgabel eine Anzeige. Je geringer die Schwingung ist, desto höher wandert die sichtbare Spitze dieser Anzeige. Und auf der Skale daneben kann der Arzt dann einen Wert ablesen.
Manche machen auch die Untersuchung mit einem sogenannten Mikrofilament. Das ist ein dünner Nylonfaden, der sich bei einem Druck von mehr als 10 Gramm durchbiegt.
Wenn der Diabetiker diesen Druck dann nicht mehr spürt ist das ein Zeichen dafür, dass mit seinem Druckempfinden etwas nicht stimmt. Übrigens kann man sich so ein Mikrofilament auch in der Apotheke kaufen und dann selbst zuhause von Zeit zu Zeit diese Untersuchung bei sich durchführen, das ist ja sehr einfach.
Damit wäre jetzt das Druckempfinden und das Vibrationsempfinden untersucht. Aber es gibt ja auch noch ein Temperaturempfinden.
Und dafür gibt es das sogenannte Tiptherm. Das ist ein Stab mit einem warmen und einem kalten Ende. Der Arzt hält es an den Fuß und der Patient soll sagen...
Ob er etwas Warmes oder etwas Kaltes spürt.
Ja, stimmt genau. Gut mitgedacht. Aber die Fußuntersuchung ist damit noch nicht zu Ende. Der Arzt sieht sich auch an, ob vielleicht schon Wunden vorhanden sind. Und er überprüft den Fußpuls.
Den kann man oben auf dem Fußrücken messen, der der Fußrücken-Arterie (Arteria dorsalis pedis, wie der Mediziner sagt). Es kann ja nicht nur eine Schädigung der Nerven vorliegen, sondern auch eine Schädigung der Durchblutung. Und zusätzlich kann man noch die Rekapillarisierung prüfen.
Die Rekappi-was?
Rekapillarisierung. Kapillare sind die kleinsten Blutgefäße. Sie liegen z.B. dicht unter der Haut. Wenn man die Haut kräftig eindrückt, dann wird die Stelle weiß, weil man dann die Blutzufuhr zu dieser Stelle unterbricht. Lässt man wieder los, dann kann man sehen wie das Blut zurückströmt, weil die Stelle wieder rötlich wird. Und diesen Vorgang nennt der Mediziner eben Rekapillarisierung. Geschieht das zu langsam, dann ist das ein Zeichen dafür, dass mit der Durchblutung etwas nicht stimmt.
Und natürlich schaut der Arzt auch nach, ob die Haut nicht zu trocken ist. Trockene Haut wird leicht rissig, und dann können Bakterien leichter eindringen.
Aber dann kann man doch mit Creme was machen, oder?
Ja natürlich. Am besten mit einer fetthaltigen Creme. Die meisten nehmen dann aber lieber "Bodylotion", weil sich das angenehmer auftragen lässt. Aber das kann die Haut noch zusätzlich austrocknen. Daher am besten reine Fettcreme verwenden.
Und untersucht der Arzt auch noch was anderes als nur die Füße?
Natürlich. Die Augen eines Diabetikers sollten auch untersucht werden. Wenn die kleinen Blutgefäße in der Netzhaut (der Retina) geschädigt sind, dann kann das zur Retinopathie führen, also zur Erkrankung der Netzhaut. Ein paar sehr gute Fotos kannst du dir hier ansehen.
Natürlich macht diese Untersuchung der Augenarzt, also bekommt der Patient von seinem Hausarzt oder dem Diabetologen eine Überweisung zum Augenarzt.
Und wie kann der die Netzhaut so deutlich sehen?
Mit einer Art Lupe. Der Patient bekommt vor der Untersuchung Augentropfen, mit denen die Pupillen, also quasi die Fenster zur Netzhaut weit geöffnet werden. Das dauert ein paar Minuten und meistens wird zweimal getropft.
Tut das nicht weh? Oder brennt das im Auge?
Nein, gar nicht. Man merkt nur, dass man nach ein paar Minuten nicht mehr so scharf sehen kann und dass die Augen sehr lichtempfindlich werden. Deswegen sollte man zu einer solchen Untersuchung auch nicht mit dem Auto fahren und nach Möglichkeit eine Sonnenbrille für den Heimweg mitnehmen. Ganz besonders bei hellem Sonnenschein.
Verstehe. Und der Augenarzt sieht dann durch die weit geöffnete Pupille auf die Netzhaut und kann sehen, ob die sich verändert hat. Und wie lange dauert es, bis die Wirkung der Tropfen wieder nachlässt und man wieder richtig sehen kann?
Ein bis zwei Stunden würde ich da schon einkalkulieren.
Übrigens sind auch die Nieren eines Diabetikers bei zu hohem Blutzucker in Gefahr. Also muss man auch die Untersuchen. Und das macht man am besten durch eine Urinprobe.
Wie jetzt? Soll ich da etwa auf Kommando pinkeln?
So ungefähr. Der Arzt gibt dir einen kleinen Becher und da sollst du etwas Urin reinmachen. Das wird dann im Labor auf kleinste Eiweißspuren, das sogenannte Mikroalbumin untersucht.
Wieso denn gerade auf das?
Die Niere ist ja so eine Art Filter. Und wenn die kleinen Löcher in einem Filter zerreißen, dann passen da auch Stoffe durch, die normalerweise nicht durchpassen.
Ach, ich verstehe: normalerweise passt dieses Mikroalbumin nicht dadurch, und wenn es doch im Urin auftaucht, dann hat die Niere ein Loch.
Naja, so ungefähr jedenfalls.
Und Blutuntersuchungen werden gar nicht gemacht?
Oh doch. Aber dazu ist es besser, wenn ich dir das auf der nächsten Seite erkläre. Dann kann ich dir auch sagen, was all die Laborwerte zu bedeuten haben.
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