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Diabetes Typ 3 und 4

Gustl ist total von den Socken Was? Die gibt es auch noch? Meine Güte, wieviele Typen kommen denn da noch?

Keine Aufregung, das sind nur noch diese beiden.

Ich hatte dir ja gesagt: je nachdem was schiefläuft wird dem Diabetes ein anderer Typ zugeordnet.
Werden die insulinproduzierenden Beta-Zellen von der Immunabwehr niedergemacht (die normalerweise da ist, um den Körper vor Viren und Bakterien zu schützen), dann ist das ein Typ 1.
Sind genetisch bedingt zu wenig Insulinrezeptoren auf den Zellen, so ist das ein Typ 2.

Und was läuft dann beim Typ 3 schief?

So einiges. Deswegen haben sie für diesen Typen sogar extra Untertypen entwickelt:

  • Typ 3a: Hierbei stimmt etwas nicht mit den Beta-Zellen, und das ist auch genetisch, also durch die Erbanlagen bedingt verursacht. Sie arbeiten dann nicht richtig.
     
  • Typ 3b: Auch hier sind die Erbanlagen die Verursacher, aber es kommt dazu, dass das Insulin irgendwie nicht so richtig wirkt.
     
  • Typ 3c: Hier kommt es zum Diabetes, weil die Bauchspeicheldrüse selbst erkrankt ist. Z.B. ist sie entzündet, oder sie musste nach einem Unfall entfernt werden.
     
  • Typ 3d: Es kann auch vorkommen, dass mit dem Hormonsystem im Körper etwas nicht stimmt und dann zuviel Insulin-Gegenspieler produziert werden. Die behindern die normale Arbeit des Insulins oder produzieren ständig neue Glucose. Und das ist dann ein Typ 3d.
     
  • Typ 3e: Der kommt dann vor, wenn bestimmte Gifte oder Chemikalien, z.B. durch Medikamente das System zwischen Glucose und Insulin stören. Wenn jemand z.B. wegen einer schweren Erkrankung Cortison nehmen muss, dann kann auch ein Diabetes daraus entstehen.
     
  • Typ 3f: Der wird durch bestimmte Infektionen ausgelöst, z.B. bei angeborenen Röteln können die Viren einen Diabetes auslösen.
     
  • Typ 3g: Hierunter fallen sehr seltene Formen, die auch durch das Immunsystem verursacht werden. (Aber hierbei werden nicht die Beta-Zellen angegriffen, sondern z.B. die Insulinrezeptoren)
     
  • Typ 3h: ist bis jetzt der letzte Typ 3. Der kommt vor bei bestimmten Störungen in den Erbanlagen. Z.B. beim Down-Syndrom. Du kennst es vielleicht eher unter dem Namen "Mongolismus".


Man, das sind aber viele. Ich wette, darunter fallen die meisten Diabetiker...

Nein, gar nicht mal. Die meisten Diabetiker (ca. 95%) haben den Typ 2. Und am zweithäufigsten (ca. 5%) ist der Typ 1.

Moment mal: 95 und 5 ist doch 100. Dann hat ja keiner einen Typ 3, oder?

Deswegen habe ich ja extra gesagt circa.
Es ist schon wahr, von den Typen 3 und 4 hört und liest man nicht sehr viel. Aber das wird wohl eher daran liegen, daß kaum jemand an diese Typen denkt. Und dann wird einfach gesagt "Typ 1" oder "Typ 2". Und weil man nicht die Ursachen bekämpfen und damit den Diabetes heilen kann fällt das gar nicht weiter auf.

Aber komisch ist das schon irgendwie...

Es wird noch komischer, denn es gibt ja noch den Diabetes Typ 4.
An dem können nämlich nur Frauen erkranken...

Echt jetzt? Wieso das denn?

Das ist der Schwangerschaftsdiabetes, und Männer haben eben das Glück nie schwanger zu werden.

Wieso denn Glück? Ich denke das soll so toll sein. Sagen jedenfalls immer alle.

Na kann ja sein, aber so eine Geburt ist eine ziemlich stressige Angelegenheit, und für die Frau ganz sicher nicht einfach. Vor allem dann nicht, wenn sie während der Schwangerschaft auch noch einen Diabetes entwickelt. Oft sind die Babys dann nämlich viel größer und schwerer als normale Babys.

Na okay, das stelle ich mir wirklich nicht so toll vor...
Und wie kommt das dann zustande?

Meistens, weil diese Frauen Erbanlagen haben wie ein Typ 2-Diabetiker. Und unter dem Stress der Schwangerschaft treten dann die Symptome schon viel früher auf. Meistens entwickeln die sich nach der Schwangerschaft aber wieder zurück. Dann sollte sie aber trotzdem aufpassen, dass später nicht mal ein echter Typ 2 daraus wird.

Wieso aufpassen? Kann man den denn verhindern?

"Verhindern" wäre vielleicht zuviel gesagt, aber ein bisschen hinauszögern durch genug Bewegung und gute Ernährung geht schon.

Und so ein Schwangerschaftsdiabetes kann auch für das ungeborene Baby ziemlich ernst werden. Wenn es nicht früh genug erkannt wird, dann kann das Baby Schaden nehmen oder sogar sterben.

Um Gottes Willen! Dann doch lieber jeden Tag den Blutzucker messen...

Ach was, jeden Tag wäre ein bisschen übertrieben. Aber eine Schwangere geht ja eh öfter zu ihrem Frauenarzt, und dabei sollte das schon kontrolliert werden.

Trotzdem: die ganzen Einteilungen sind schon ziemlich verwirrend. Wenn ich mal alle zusammenzähle, dann sind das immerhin 11 Typen! Ich würde das einfacher machen.

Und was schwebt dir da vor?

Na zum Beispiel Typ BI für "Braucht Insulin" und Typ BKI für "Braucht kein Insulin".

Ja, das wäre einfacher, aber ein ziemlich grobes Raster. Und es soll ja auch international verständlich sein, da wäre statt deutsch z.B. englisch eine gute Idee.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat das aber auch so ähnlich gesehen wie du.
Der Einteilung von Typ 1 bis 4 liegt ja zugrunde, woraus der Diabetes entstanden ist. Und die WHO fand es für die Praxis wichtiger auszusagen, wie er behandelt werden muss. Und daher hat sie alle Menschen in 5 Klassen eingeteilt:

  • ND: (= Non-Diabetic; Nicht-Diabetiker)
    Das sind ja die meisten Menschen.
     
  • IGT: (=Impaired glucose tolerance; Gestörte Glucosetoleranz)
    Betrifft die Menschen, bei denen der Blutzuckerspiegel nur hin und wieder mal ein bisschen zu hoch geht. Die kommen noch mit der Basistherapie aus
     .
  • NIR: (Non Insulin requiring; Kein Insulinbedarf)
    Wenn die Basistherapie nicht mehr ausreicht, um einen zufriedenstellenden Blutzuckerspiegel zu erreichen setzt man ja Tabletten ein. Die Menschen fallen dann unter diese Klasse.
     
  • IRC: (Insulin requiring for control; Insulinbedarf zur Unterstützung)
    Das sind Menschen, die noch eine Eigenproduktion an Insulin haben, die aber trotzdem ein bisschen dazuspritzen müssen, um ihre Bauchspeicheldrüse zu unterstützen.
     
  • IRS: (Insulin requiring for survival; Insulinbedarf zum Überleben)
    Wenn das eigene Insulin nicht mehr ausreicht um zu überleben; wenn also der Blutzuckerspiegel mehr als nur "unschön" ist (z.B. beim Typ 1), dann gehört der Mensch zu dieser Klasse.

Gerade das letzte klingt ganz schön beunruhigend, aber überschaubarer ist das allemal.

Ja, finde ich auch. Und es heißt ja auch nicht, dass man deswegen die bisherige Einteilung vergessen muss. Die meisten Hausärzte kennen die Neue ohnehin nicht. Nur, wenn sie sich speziell für Diabetes interessieren.

Ich sag ja auch oft wie ich heiße und woher ich komme. Warum soll dann ein Diabetiker nicht sagen können "Ich bin Typ 2 und NIR"

Verstehe: er hat zu wenig Rezeptoren, muss aber noch kein Insulin spritzen, sondern kommt mit Tabletten aus...

<grinsend> Ja, das hast du gut erkannt. Aber wir haben ja auch eben darüber geredet. Versuch mal, das in ein paar Tagen immer noch so hinzukriegen.

Null Problemo! Ich muss das ja eh für mein Referat aufschreiben. Aber wenn ich Diabetiker wäre, dann könnte ich mir die zwei Dinge nun sicher merken. So oft ändert sich das ja nicht...

Stimmt. Der Typ bleibt immer gleich, es kann sich also höchstens an der Behandlungsklasse etwas ändern.
Soll ich dir jetzt noch ein bisschen genauer was zum Insulin erzählen?

Och nöö, ist schon so spät. Lieber erstmal wieder eine kleine Pause...