Insulin-Gegenspieler: Adrenalin
Hey... was siehst du auf einmal so sauer aus?
Ach, das ist doch nur gespielt...
Wenn man so sauer ist wie ich jetzt aussehe, dann hat man jede Menge von unserem nächsten Insulin-Gegenspieler im Blut, dem Adrenalin.
Also.. wenn man sauer ist, dann steigt der Blutzucker?
Ja, genau. Du kannst dich sicher noch an die Zuckerspeicher in den Muskel- und Leberzellen erinnern, das Glykogen. Und Adrenalin kann den Blutzuckerspiegel erhöhen, indem es die Zellen dabei unterstützt, diesen Speicherzucker abzubauen und ins Blut abzugeben.
Okay, dann versuche ich eben nicht sauer zu werden, dann steigt der Blutzucker auch nicht...
Stimmt, aber Adrenalin wird ja nicht nur ins Blut ausgeschüttet, wenn man sauer ist. Dieser Blutzuckeranstieg ist beim Adrenalin nämlich nur ein Nebenprodukt. Die Hauptaufgabe vom Adrenalin ist es, den Blutdruck zu erhöhen und das Herz zum schnelleren Schlagen anzuregen.
Wieso das denn? Wozu soll das gut sein?
Das ist so ein Mechanismus, der aus der Ur-Geschichte des Menschen stammt. Damals war er ja ständig in Gefahr, von herumstreunenden Raubtieren gefressen zu werden. Er musste also in der Lage sein schnell zu fliehen.
Bei schneller Flucht müssen die Muskeln schnell und viel arbeiten. Dazu brauchen sie Sauerstoff und auch Glucose. Und weil das alles aus dem Blut stammt, muss auch das Blut schneller fließen.
Das Herz ist ja die Pumpe, die das Blut durch den Körper treibt. Und wenn es schneller fließen soll, dann muss das Herz auch schneller schlagen.
Ja okay, aber was hat der Blutdruck damit zu schaffen?
Überleg mal: du hast doch sicher schon mal mit einem Wasserschlauch gespielt. Wenn du den zusammendrückst, dann fließt das Wasser schneller heraus; es spritzt richtig.
Und das Adrenalin drückt die Adern zusammen?
So ungefähr: es sagt den Muskeln in den Adern, dass die sich zusammenziehen sollen. Ja, da staunst du was? Auch die Adern haben Muskeln, ganz kleine feine...
Dadurch wird dann der Durchmesser kleiner und das Blut fließt schneller.
Aber heute müssen wir doch nicht mehr vor Raubtieren fliehen. Die meistens Menschen jedenfalls nicht...
Das stimmt. Aber wenn der Körper z.B. irgendwas als Gefahr erkennt oder der Mensch sich ärgert, erschreckt, aufregt; kurz: wenn er im Stress ist, dann schüttet er Adrenalin ins Blut aus.
Das ist z.B. der Fall, wenn zu wenig Glucose im Blut ist: Der Körper braucht das ganz dringend für das Gehirn, also lässt er die Adrenalin-Sirene läuten.
Hast du nicht vorhin noch gesagt, es wäre die Glukagon-Sirene?
Na, die natürlich auch. Aber sicher ist sicher. Und wenn das Gehirn in Gefahr ist, dann gibt es eben Großalarm.
Also kann man sagen, dass man bei einer Unterzuckerung viel Glukagon und Adrenalin im Blut hat.
Richtig!
Und das Adrenalin kann man sogar spüren: Man bekommt unter anderem Herzklopfen, Schweißausbrüche und Muskelzittern. Das sind alles Symptome, die vom Adrenalin ausgelöst werden. Aber manchmal spürt man sie nicht so sehr.
Du kennst das sicher: wenn du in ein heißes Bad einsteigst, dann ist das erstmal ziemlich komisch. Wenn man aber in ein lauwarmes Bad einsteigt und dann langsam heißes Wasser dazu laufen lässt, dann ist das Gefühl ganz anders.
Ja, verstehe: wenn Adrenalin langsam ins Blut geht, dann spürt man das nicht so sehr...
Ganz richtig. Das ist z.B. der Fall, wenn der Blutzuckerspiegel ganz langsam absinkt. Und dann sind auch die "Hypo-Symptome" kaum zu spüren. Sinkt er aber schnell, dann merkt man auch die Symptome schneller und daher auch früher.
Aber wenn du jetzt weißt, dass das Adrenalin für den Blutkreislauf wichtig ist, dann kannst du dir bestimmt auch vorstellen, wie das morgens vor dem Aufstehen aussieht. Da muss der Kreislauf ja auch erstmal in Schwung kommen.
Heißt das, dass der Blutzucker dann morgens höher ist?
Gut mitgedacht! Aber ganz so einfach kann man das nicht sagen. Das ist nämlich bei den einzelnen Menschen ganz unterschiedlich. Unsere "innere Uhr", der Biorhythmus, merkt sich ja mit der Zeit, wann wir aufstehen. Und da ist es wie mit einer programmierbaren Kaffeemaschine.
Ja, so eine haben wir auch: wenn mein Vater aufsteht, dann ist der Kaffee schon fertig.
Ja, und für den Körper ist es eben auch schön, wenn der Kreislauf schon "fertig" ist.
Also fängt der Körper schon vor dem Aufstehen an, das Adrenalin auszuschütten.
Bei dem Einen langsam und stetig; da steigt der Blutzucker auch nur langsam an.
Bei dem Anderen jedoch ziemlich flott: der steht dann auch schon mit einem höheren Blutzucker auf. Und weil das morgens in der Dämmerung passiert nennt man das ein "Dawn-Phänomen".
Dawn kommt ja aus dem Englischen und heißt soviel wie "Dämmerung".
Aber wie ist das denn, wenn ich mal viiiel früher aufstehen muss?
Sag du es mir. Wie ist der Unterschied zum "normalen" Aufstehen?
Hmmm... Ich bin dann einfach nur noch ziemlich müde.
Na logisch: weil deine "innere Uhr" den Körper noch nicht geweckt hat.
Und dann ist der Blutzucker auch noch nicht so hoch?
Genau! Und was passiert dann wenn du mal länger liegenbleibst?
Ich würde sagen: der Körper hat schon mit Adrenalin geweckt, also ist auch der Blutzucker schon oben. Hihi - der ist vor mir aufgestanden...
Ja klar. Aber was bei dir deine gesunde Bauchspeicheldrüse von alleine regelt, das macht dem Diabetiker Probleme.
Wieso? Der hat doch Insulin und kann das wieder runterspritzen...
Schon, aber eigentlich soll der Blutzucker ja gar nicht erst zu hoch ansteigen. Er muss also versuchen die Insulinwirkung und das Morgenhoch aufeinander abzustimmen. Wenn das nicht gelingt, dann bleibt ihm nur eine technische Lösung.
Du meinst einen Wecker?
Ja, gutes Beispiel. Er kann sich einen Wecker stellen und früher aufstehen, um schon mal sein Insulin zu spritzen. Oder aber er sorgt dafür, dass ihm zu der Zeit, wenn seine innere Uhr das Adrenalin ausschüttet auch Insulin verpasst wird. Dazu gibt es eine Insulinpumpe, die sich auf Uhrzeiten einstellen lässt. Das Thema Pumpe erklärt dir aber später ein anderer.
Och Menno... immer wenn es gerade spannend wird. Pause?
Ja okay. Und dann kommen wir noch zu einem anderen Gegenspieler, den viele auch als Medikament einnehmen müssen...
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