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Wichtig!
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Resorption

Gustl und Freddy reden über die Resorption Was ist denn mit diesem Resodingsbums gemeint?

Mit "Resorption"?
Damit meine ich die Aufnahme eines Stoffes ins Blut. Der Zucker aus der Nahrung muss ja ins Blut gelangen, damit alle Körperzellen vom Gehirn bis zu den Zehenspitzen mit Energie versorgt werden können. Und das Insulin muss ins Blut, damit die Energie auch in die Zellen hineinkommen kann.

Zucker kann nur in seiner einfachsten Bauweise, nämlich als Einzelbaustein Glucose, also Traubenzucker problemlos ins Blut gelangen. Als Einzelbaustein Fructose, also Fruchtzucker, ist es schon etwas schwieriger, geht aber auch.

Glucose kann schon von den Schleimhäuten im Mund aufgenommen werden, aber nur ein bisschen. Am besten geht das immer noch über die Schleimhäute des Dünndarms. Dort wird nämlich auch der Zucker aufgespalten, der aus mehreren Einzelbausteinen zusammengesetzt ist. Du erinnerst dich sich noch an die Bilder vom Zucker aus dem ersten Kapitel

Wie schnell das geht hängt von einigen Dingen ab:

  • Wie komplex der Zucker gebaut ist, also wie sehr er gespalten werden muss
     
  • Wieviel Fett in der Nahrung ist, denn Fett verlangsamt die Magen- und Darmbewegungen, mit denen der Speisebrei transportiert wird
     
  • Die Gesamtmenge: werden die Mahlzeiten umfangreicher, dann hat der Magen mit der endgültigen Zerkleinerung mehr zu tun und transportiert langsamer.
     
  • Eventuelle Zusatzerkrankungen, bei denen der Transport des Speisebreis ohnehin verlangsamt ist

Und das muss man als Diabetiker alles wissen?

Das hört sich nur nach viel an, ist es aber gar nicht. Wenn man einige Zeit auf diese Dinge geachtet hat, dann geht einem das in Fleisch und Blut über.
Wichtig ist es vor allem für solche Diabetiker, die einen schön gleichmäßigen Blutzuckerspiegel mit zusätzlichen Insulingaben erreichen wollen.

Was hilft es denn, wenn man solche Sachen weiß? Muss man etwa bei der Insulingabe diese Dinge berücksichtigen?

Ja, ganz genau. Dazu musst du wissen, dass auch Insulin nur als kleinster Baustein ins Blut übergehen kann.
Normal-Insulin (manche nennen es auch Alt-Insulin) liegt nämlich als Sechser-Pack vor. Sicher kennst du das von Flaschen, die auch als Sechser-Pack verkauft werden. Wenn du davon trinken willst, dann musst du zuerst eine Flasche aus diesem Pack lösen.

Naja, ich könnte auch so trinken, aber du hast recht: das wäre irgendwie komisch...

Und auch bei Insulin muss dieser Sechser-Pack erst zerfallen, und dann können die einzelnen Insulinbausteine ins Blut übergehen.

Etwas anderes ist das bei den sehr schnell wirkenden Insulinen wie z.B. Humalog® oder auch NovoRapid®. Bei denen ist das Sechser-Pack nicht so fest zusammengebunden, so können sie viel schneller zerfallen. Und damit kommen die auch schneller ins Blut und sind schneller komplett aufgenommen.

Insulin-Spaltung


Also wenn ich das Bild richtig deute, dann zerfällt ein Sechser-Pack erst in drei Zweier-Packs, und die dann in Einzelbausteine. Und wieso steht da was von "Hexamer, Dimer und Monomer"?

Ach, das musst du dir nicht unbedingt merken. So nennen das eben die Wissenschaftler und Ärzte. Ich wollte nur, dass du diese Begriffe zumindest einmal im Zusammenhang gehört hast.

Okay, jetzt ist das Insulin in Einzelbausteine zerfallen. Aber trotzdem kann es nur ins Blut gehen, wenn auch Blutgefäße da sind. Man sagt dazu auch, die Stelle muss "gut durchblutet" sein.

Am schnellsten wirkt es natürlich, wenn man es direkt in eine Vene spritzt. Aber da wirkt es nur kurz, denn es gibt ein Enzym, das Insulin abbauen kann. Und außerdem muss es ja erst noch in Einzelbausteine zerfallen. Diese Methode nutzt man meistens nur im Krankenhaus, denn es ist ja gar nicht so einfach eine Vene zu treffen. Das muss man erst lernen.

Am zweitschnellsten geht es, wenn man es direkt in einen Muskel spritzt. Die Muskeln müssen ja mehr Arbeit leisten als die Haut, und daher brauchen sie auch mehr Nährstoffe und sind besser durchblutet.
Aber auch das macht man im Normalfall nicht mit Insulin.

Wohin man es spritzt ist das Unterhaut-Fettgewebe.
Und da gibt es Stellen, die besser durchblutet sind als andere. Am besten durchblutet ist der Bereich um den Bauchnabel, die Oberschenkel und die Oberarme. Dort findet man auch Stellen, die mit mehr Fettgewebe als z.B. am Unterarm ausgestattet sind.

Etwas aufpassen muss man aber, dass man nicht in eine verhärtete Stelle spritzt. Die kann entstehen, wenn man immer wieder in seine "Lieblingsstelle" spritzt und nicht regelmäßig die Spritzstellen wechselt.
Diese Verhärtungen sind in der Regel sehr schlecht durchblutet, und da kann es vorkommen, dass Insulin fast wirkungslos "verpufft".

Und schließlich kommt es auch noch auf den Einfluss von Umständen an, die auf die Durchblutung wirken:

  • Bei Kälte wird die Haut weniger durchblutet, bei Wärme wird sie stärker durchblutet
     
  • Manche Hormone ziehen die Blutgefäße zusammen, wodurch die Durchblutung der Haut abnimmt. Z.B. morgens, wenn der Körper den Kreislauf stabilisieren muss.

Und das ist alles wichtig zu wissen?

Sagen wir mal so: je mehr man darüber weiß und beachtet, desto besser wird auch der Therapieerfolg sein. Fassen wir mal kurz zusammen:

Für die Aufnahme ins Blut, also die Resorption der Kohlenhydrate (KH) sind die Einflussfaktoren:

  • Komplexität der Kohlenhydrate (Weißbrot-KH werden schneller aufgenommen als Vollkornbrot-KH)
  • Fettgehalt der Mahlzeit
  • Menge der Mahlzeit
  • Evtl. Magen-Darm-Transportstörungen

Die Einflussfaktoren auf die Aufnahme ins Blut des Insulins sind:

  • Insulin-Art (Sechser-Pack oder Einzelbausteine; aber auch Langzeit- oder Kurzzeit-Insulin)
  • Spritzstelle (Bauch, Oberschenkel, Oberarm)
  • Evtl. Hautveränderungen durch häufiges Spritzen in dieselbe Stelle
  • Umgebungstemperatur (schneller bei Wärme, langsamer bei Kälte)
  • Hormonwirkungen (Aufsteh-Hormone ziehen die Blutgefäße zusammen)

Uff... da hab ich ja eine Menge auswendig zu lernen...

Merk dir einfach nur, dass diese beiden Formen der Aufnahme ins Blut verschiedenen Einflüssen unterliegen. Und wenn man ein bisschen darauf achtgibt, dann kann man die Wirkungsweisen so abstimmen, dass Glucose und Insulin zur selben Zeit im Blut eintreffen.

Du kannst dir ja vorstellen, dass das optimal ist. Kommen erst die Glucosepakete, dann stapeln die sich in den Gängen und der Blutzucker steigt zu sehr.
Kommen erst die Arbeiter des Insulintrupps, dann räumen die zu sehr auf und der Blutzucker sinkt zu sehr. Kommen immer so viele Arbeiter wie Glucosepakete, dann ist immer alles schön aufgeräumt.
Es ist also eine Frage der Zeit, wann man welche Seite auf den Weg schickt, und das macht man mit dem Spritz-Ess-Abstand. Aber das war jetzt eine ganze Menge. Mach erstmal eine Pause zum Sacken-lassen und wir treffen uns dann gleich auf der nächsten Seite...