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Diabetes Typ 1

Freddy erklärt

Sag einmal Gustl, hast du schon davon gehört, dass der Körper auch so eine Art Polizeitruppe hat, die ihn vor bösen Bakterien und Viren verteidigt?

Du meinst das Immunsystem? Ja, darüber haben wir schon mal in Bio gesprochen.

Okay. Also, diese Polizeitruppe hat ja so eine Art Fahndungsplakate. Und mit denen können sie erkennen, wer im Körper nichts zu suchen hat und machen ihm den Garaus.

Finde ich ja auch gut. So muss man sich nicht um alles selbst kümmern.

Schon...
Aber manchmal kann es vorkommen, dass das Bild auf einem Fahndungsplakat ein bisschen verschmiert ist, und dann können dumme Sachen passieren: dann sieht es auf einmal einer körpereigenen Zelle ähnlich und die Polizeitruppe macht dann Jagd auf den Falschen.

Aber wenn die keiner aufhält, dann funktioniert der Körper doch gar nicht mehr richtig....

Stimmt. Das nennt man dann eine "Autoimmunerkrankung".
Auto heißt soviel wie "Selbst; gegen sich selbst gerichtet".
Immun sagt ja schon aus, dass das Immunsystem damit zu tun hat.
Und Erkrankung erklärt sich von selbst.
Es ist also eine Erkrankung, die vom Immunsystem gegen sich selbst ausgelöst wurde.

Und da wir von Diabetes sprechen willst du mir jetzt sicher sagen, dass Diabetes eben so eine Autoimmunerkrankung ist...

Nicht immer. Aber für den Diabetes Typ 1 gilt das. Da geht die Polizeitruppe hin und macht die Beta-Zellen nieder.

Aber dann hat der Körper ja gar kein Insulin mehr..?

Oh, da hast du aber gut aufgepasst, wozu die Beta-Zellen da sind. Ja, und das passiert nicht von einer Sekunde zu anderen. Ein bisschen dauert das schon; ein paar Tage, Wochen, vielleicht Monate.
Erst wenn nur noch weniger als 20% der ursprünglichen Beta-Zellen übrig sind, dann tritt ein Insulinmangel auf.

Hmmm... das heißt ja, daß die Betazellen doch schon ganz gut auf Vorrat aufgebaut sind, wenn 20% eigentlich reichen um den Körper zu versorgen.
Aber wie merkt man denn nun eigentlich diesen Mangel?

Wenn du vorher ein bisschen aufgepasst hast, dann kannst du dir das selber beantworten:
Was macht der Körper, wenn seine Fließbänder drohen von Glucose-Paketen verstopft zu werden?

Du hast gesagt er spült sie frei. Also muss man dann viel pinkeln.

Bravo: der Kandidat hat 100 Punkte.
Und wenn man viel Wasser lassen muss?

...hat man auch viel Durst. Man trinkt also viel!

Und das sind die nächsten 100 Punkte. Der Körper braucht die Glucose ja als Brennstoff. Was passiert also weiter?

Ihm geht der Brennstoff aus. Ist das dann so wie bei einem Auto, das nicht mehr genug Sprit hat?

Und wieder 100 Punkte. Beim Körper wirkt sich dieser Spritmangel so aus, dass er müde wird und nicht mehr so viel leisten kann wie vorher.

Allerdings versucht der Körper das dann wieder gutzumachen: er hat ja auch seine Reserven in Form von Körperfett.

Na prima! Dann kann er die nehmen und nimmt sogar noch ein bisschen dabei ab, wenn er Fett als Brennstoff nimmt.

Na ganz so einfach ist es leider nicht. Der Fett im Brennstoff ist auch ziemlich gut verpackt.
Also muss das erstmal ausgepackt werden. Und wie immer wenn man etwas auspackt fällt dabei auch Verpackungsmüll an. Beim Fett nennt man diesen Verpackungsmüll "Ketonkörper.
Und die sind gar nicht gesund, vor allem wenn soviel davon entsteht. Dann kommt nämlich die Müllabfuhr des Körpers gar nicht mit dem Entsorgen nach. Und davon wird das Blut dann sauer.

Na ich werde auch sauer, wenn überall Müll rumliegt!

Glaub ich dir. Aber für den Körper ist saures Blut wie Gift.

Moment mal: heißt das, der Körper vergiftet sich selbst, weil kein Insulin da ist?

Ja, so komisch sich das auch anhört. Er nimmt zwar sehr viel ab, aber weil das so schnell geht ist es ein sehr ungesundes Abnehmen. Wir können die Symptome also festhalten:

  • Sehr großer Harndrang (mehrere Liter täglich)
  • Sehr großer Durst (auch mehrere Liter täglich)
  • Müdigkeit und Leistungsverlust
  • Gewichtsverlust

Und wenn man Pech hat fällt man wegen der Keton-Vergiftung ins Koma.

Au weia... dann muss aber schnell was passieren.

Und was würde dir vorschweben, was passieren soll?

Na ich würde sagen, es muss dringend Insulin her.

Richtig erkannt! Der Typ 1 Diabetiker braucht also sofort Insulin. Und leider können sich die Betazellen nie wieder neu bilden. Er wird es also für den Rest seines Lebens brauchen.

In der Anfangsphase einer solchen Behandlung kommt es aber sehr oft dazu, dass sich die Beta-Zellen von dem dazugespritzen Insulin wieder etwas erholen. Sie steuern dann ihren Anteil dazu und man muss nicht soviel Insulin wie am Anfang der Therapie spritzen. Die Ärzte nennen das eine "Remissionsphase".

Und wie lange hält die an?

Das ist ganz unterschiedlich. Wochen, Monate, manchmal sogar ein bis zwei Jahre. Eben so lange bis auch die restlichen Beta-Zellen von der Polizeitruppe niedergemacht wurden.

Wie, die hören dann immer noch nicht auf?

Na wie denn? Es sagt ihnen doch keiner, dass sie auf der falschen Fährte sind.

Bei einigen kann so eine Remissionsphase sogar ganz schön anstrengend werden. Nämlich deshalb, weil die Beta-Zellen ihr Insulin nicht gleichmäßig abgeben. Und der Diabetiker sieht nicht, wieviel Insulin schon da ist. Also spritzt er mal zuviel und mal zu wenig...

Und sein Blutzucker fährt Achterbahn...

<laut lachend> Ja, das ist eine sehr gute Beschreibung.
Und weil das Insulin für den Zucker, also letztendlich für die Glucose gebraucht wird sollte man auch so ein bisschen drauf achten, was man isst. Hat es wenig Zucker, dann braucht man auch weniger Insulin. Hat es viel Zucker, dann braucht man entsprechend mehr Insulin.

Und wer reguliert das, wenn die Bauchspeicheldrüse nicht mehr richtig aufpassen kann?

Das muss dann der Diabetiker selbst übernehmen. Deswegen ist es auch so wichtig, dass man ihm das in einer Schulung gut beibringt.

Hihi... dann müssen Erwachsene auch wieder in die Schule...

Ja, und Kinder müssen eine zweite Schule besuchen!

Kinder? So richtig schwer krank werden doch immer nur die Großen...?

Das ist nicht so. Gerade am Typ 1 Diabetes können schon Kleinkinder und Babys erkranken. Bei so kleinen Kindern müssen natürlich die Eltern mitgeschult werden, denn die müssen ja für ihre Kinder sorgen.

Und die müssen dann ihren eigenen Kindern Spritzen geben?

Ja, leider. Zumindest bis die groß genug sind, sich die selber zu geben.

Aber warum gibt man denen nicht wenigstens das Insulin als Tropfen oder von mir aus auch Tabletten.

Ja, da würden sich sicher viele freuen, wenn das ginge. Aber Insulin ist ja ein Eiweiß. Und Eiweiße werden aufgespalten, wenn man sie runterschluckt. Ein Teil geht durch die Magensäure kaputt, und der andere wird im Dünndarm gespalten. Und dann wirkt es eben nicht mehr.

Man, das hört sich aber nicht gut an... Können wir eine kleine Pause machen?

Natürlich. Lass dir das alles Mal in Ruhe durch den Kopf gehen. Und dann sprechen wir über den Diabetes Typ 2....