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Bitte befolgen Sie Tipps/Empfehlungen/Anregungen, die Sie hier oder anderswo im Internet gefunden haben, niemals, ohne das vorher mit Ihrem behandelnden Arzt, bzw. mit Ihrem Diabetesteam besprochen zu haben!

Wichtig!
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HbA1c

Wenn man vom HbA1c spricht, dann meint man das Phänomen des »glykierten Hämoglobins«, also das Verzuckern des roten Blutfarbstoffes mit Glucose. Glucose hat die chemische Eigenschaft sich an Eiweiße anzulagern. Zunächst in einem schnellen, reversiblen Prozess (Stichwort: Schiff'sche Base), der nach einiger Zeit in einen irreversiblen Prozess mündet (Stichwort: Amadori-Umlagerung).

Dies betrifft alle Eiweiße, nicht nur das Hämoglobin (=Hb), aber aufgrund seiner sonstigen Parameter eignet sich das Hb erstklassig zur Diagnostik: die Erythrozyten haben eine Lebensdauer von ca. 90-120 Tagen. Man kann also eine Aussage darüber machen, wie hoch der durchschnittliche BZ der letzten zwei Monate war. (Das Durchschnittsalter aller noch vorhandenen Erys)

Gemessen wird der Anteil des glykosylierten (oder auch - chemisch genauer - "glykierten") HbA1c gegenüber dem Gesamt-Hb, Angaben in Prozent. Normwerte sind zwischen 4,5-6,5 %

Die Normwerte können Schwankungen unterliegen, je nach verwendeter Messmethode des Labors. Deswegen sollte man dem einzelnen Messergebnis nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken, wenn man den dazugehörigen Referenzbereich nicht kennt.

HbA meint das adulte Hb, dessen größter Anteil das HbA1 ist, also der Teil mit kovalenter Glucosebindung.
Das HbA1 gliedert sich in die Untergruppen a, b und c, wobei für die Diagnostik nur der c-Anteil (denn der besteht aus Glucose und Hb) relevant ist.

Ein schlechtes HbA1c zeigt eindeutig eine schlechte Einstellung, während ein normwertiges HbA1c noch kein endgültiger Beweis für eine gute Einstellung ist. Von einer guten Einstellung kann man nämlich nur dann sprechen, wenn keine größeren Schwankungen aufgetreten sind. BZ-Spitzen gelten als potentiell zytotoxisch und mitverantwortlich für Gefäßschädigungen.

Und da BZ-Spitzen nicht allzu lange dauern, die Glyklierung aber erst nach etwa 4 Stunden irreversibel wird tauchen diese Spitzen nicht im HbA1c auf.

Diese Zytotoxizität zeigt sich vor allem im Endothel der Kapillaren der Netzhaut des Auges und in den Kapillaren, mit denen die Nerven versorgt werden. Demzufolge ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn es trotz akzeptablen HbA1c zu einer Progredienz von Retinopathien und Neuropathien kommt.
Von Seiten diabetologisch erfahrener Augenärzte ist daher schon seit längerem zu hören, dass sie eine Stoffwechseleinstellung mit moderat erhöhtem HbA1c aber stabilem Verlauf einer stark schwankenden Einstellung mit niedrigerem HbA1c bevorzugen.
(Z. B. Hier nachzulesen)

Man muss aber auch immer wieder betonen, dass das HbA1c zwar ein Parameter zur Verlaufskontrolle darstellt; dass es aber nicht der Auslöser diabetischer Folgeschäden ist.
Wie bereits erwähnt reagiert Glucose mit allen Proteinen auf die beschriebene Art und Weise, nicht nur mit dem Hämoglobin. Die biochemische Funktion des Hämoglobins wird hierbei nicht beeinträchtigt. Das kann bei anderen Proteinen jedoch anders sein.

Zudem ist es mit der Umwandlung in ein stabiles Ketoamin durch die Amadori-Umlagerung nicht getan. In einem weiter fortschreitenden Prozess entstehen dadurch auch die sogenannten AGE, die "Advanced Glycation Endproducts". Diese beim Diabetiker in erhöhtem Maße vorhanden Stoffwechselprodukte haben ein nachgewiesen hohes Schädigungspotential für Endothelzellen und gehören zu den eigentlichen Auslösern für Mikro- und Makroangiopathien. Untersucht wurde dieser pathobiochemische Weg bereits mehrfach. Danach scheinen die beim Diabetiker erhöhten AGE in einen circulus virtuosus zu münden: AGE binden an ihren spezifischen Rezeptor (den RAGE) auf der Oberfläche von Endothelzellen. Dieser Rezeptor wirkt auf intrazelluläre Transkriptionsfaktoren ein, die wiederum eine vermehrte Expression von RAGE bewirken, andererseits aber auch Zytokine freisetzen, mit denen das Immunsystem interagiert.

Normal ist ein HbA1c von etwa 5%, gut z.B. 6 - 7,5 und schlecht alles über 10.
Pat. mit 14-16 sind akut von einer ketoazidotischen Entgleisung bedroht, und ab 16 finden sie sich häufiger auf den Intensivstationen im diabetischen Koma wieder (wenn sie Glück haben und rechtzeitig gefunden werden).

HbA1c und mg/dl

(Korrespondierende BZ-Werte sind hier berechnet nach der Formel HbA1c (%) = 0,031 · durchschn. BZ (mg/dl) + 2,393)

HbA1c mmol/mol mg/dl mmol/l

 

Werte unter 5 sind mit Vorsicht zu betrachten, denn bei einem so niedrigen Durchschnitts-BZ sinkt auch der Schwellenwert für die Hypo-Wahrnehmung.
Sollten Sie selbst mit diesem Problem zu kämpfen haben, dann wäre es sicher nicht verkehrt mit dem behandelnden Arzt durchzusprechen, ob man nicht für eine Zeitlang den Durchschnittswert anhebt, bis Sie für Ihre Hypos wieder sensibler geworden sind. Auch ein spezielles Hypo-Wahrnehmungstraining wäre dann eine gute Idee.

Wichtig auch noch zu wissen, dass es mehrere Methoden gibt, mit denen ein Labor das HbA1c bestimmen kann. Daher sollten zur Beurteilung des Einzelwertes immer die Referenzwerte des Labors für diese Messung herangezogen werden.
Klinische Relevanz hat das bei potentiell falsch hohen Werten bei Pat. unter ASS-Therapie, Nierenschäden oder Alkoholabusus, bei denen mit der weit verbreiteten Ionenaustauschchromatographie gemessen wurde.

 

Differieren HbA1c und mittlerer BZ sehr stark, sollte nicht nur an eine Falschangabe durch den Pat. gedacht werden (ein Blick in den Messspeicher des Gerätes bringt da oft erstaunliches zu Tage), sondern man sollte auch eine zweite Probe an ein anderes Labor (mit einem anderen Messverfahren) vergeben.
Liegt tatsächlich eine Fehlinformation durch den Pat. vor sollte ein Gespräch geführt werden. Das kann nämlich Hinweis auf ein tiefsitzendes psychologisches Problem sein, das unaufbearbeitet langfristig den Therapieerfolg in Frage stellen kann.

Das HbA1c sollte nicht zu aggressiv gesenkt werden, denn starke Diskrepanzen zwischen bisher gewohnten BZ-Werten und gesenktem BZ kann eine bestehende Retinopathie verschlimmern (gilt insbesondere für die bereits proliferativen Formen) bis hin zur Netzhautablösung mit konsekutiver Erblindung!
Reversible Verschlechterungen des Sehvermögens sind allerdings bei Annäherung an normnahe BZ-Werte zu erwarten und rühren von einem osmotischen Wassereinstrom (aufgrund des geänderten Glucosegehalt des Augenwassers) in die Linse.

Interessant auch der Aspekt aus der klinischen Praxis, dass allein schon die regelmäßigere BZ-Kontrolle bei Pat., die sich bisher der Messung weitgehend entzogen haben eine Senkung des HbA1c um 1-1,5 Prozentpunkte ausmachen kann!

Schon durch diese recht einfache Maßnahme (zumindest für den Therapeuten ) kann daher laut UKPDS das Risiko vaskulärer Erkrankungen signifikant gemindert werden, nämlich um 18% beim Myokardinfarkt, um 15% beim Apoplex und um bis zu 35% bei Erkrankungen an Auge und Niere!

Kann der gemessene Wert falsch sein?
Ja! Er kann "falsch niedrig" sein. D.h. der gemessene Wert entspricht nicht dem Durchschnitts-BZ, denn der war höher. Vorkommen kann dies bei Erkrankungen, bei denen die roten Blutkörperchen nicht so lange leben wie normal. Denn dann müssen schneller neue gebildet werden und von den alten können nicht so viele Verzuckern.
Des Weiteren kann das vorkommen bei schweren Infektionen oder nach Bluttransfusionen.
Er kann aber auch "falsch hoch" sein, z.B. bei vermehrtem Anteil an fetalem Hb, wie z.B. bei der Thalassämie