Physiologie
Als Verdauungsorgan stellt die BSD (=Bauchspeicheldrüse) verschiedene Enzyme zur Verfügung. Enzyme sind Reaktionsbeschleuniger (Katalysatoren), die an verschiedenen Stoffwechselprozessen beteiligt sind. Hier eben an der Verdauung.
Der von der BSD produzierte Verdauungssaft - der Bauchspeichel (täglich etwa 1,5 Liter) - ist besonders reich an Enzymen, die an der Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Fettspaltung beteiligt sind. Das soll uns hier aber nur am Rande interessieren, da wir uns eher den Aufgaben der BSD im Zuckerstoffwechsel zuwenden wollen.
Für den Diabetiker von Interesse sind eher die Hormone (abgeleitet vom griechischen hormao = antreiben)
Vielleicht an dieser Stelle eine kurze Begriffsdefinition:
Sekrete nennt man Stoffe, die von Drüsenzellen abgesondert (=sezerniert) werden. Man spricht auch von »Sekretion«. Sekrete unterteilt man nach dem Ort, in den sie abgegeben werden in Exkreteund Inkrete.
Exkrete nennt man Stoffe, die ans Körperäußere abgegeben werden. Allerdings muss man wissen, wie sich "Körperäußeres" definiert: Das ist nämlich alles, was nicht Blut- oder Lymphsystem oder direkt Zellinneres ist. Also auch der Darm. Demnach sind Bauchspeichel und Gallenflüssigkeit Exkrete. Man spricht auch von »Exkretion«
Inkrete nennt man demnach Stoffe, die direkt in das Körperinnere (also direkt in die Zelle oder das Blut- und Lymphgefäßsystem) abgegeben werden. Das Hormon Insulin z.B. ist demnach ein Inkret; man spricht auch von »Inkretion«.
Spricht man über die Abgabe von Hormonen ins Blut, sind also sowohl die Ausdrücke Sekretion als auch Inkretion sachlich korrekt.
Auf den folgenden Seiten werde ich zunächst darstellen, wie das Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren in einem gesunden Körper aussieht (Physiologie) und dem dann den Diabetiker gegenüberstellen (Pathophysiologie)
Eins möchte ich an dieser Stelle aber schon mal betonen: Die Vorgänge des Hormonregelkreislaufs sind einem hochkomplizierten Uhrwerk vergleichbar, in dem verschiedene Zahnräder ineinandergreifen und sich wechselseitig beeinflussen. Einfache Aussagen, die sich auf "Insulin senkt den Blutzucker; Glucose erhöht ihn" beschränken, werden Sie hier nicht finden. Dazu gibt es genug andere Informationsseiten. Hier soll das Ganze etwas genauer erklärt werden.
Wenn man von Glucohomöostase (oder Glukosehomöostase) spricht, dann meint man damit die Selbstregulation des Glucosegleichgewichts im Körper.
Die beiden hauptsächlich verantwortlichen Hormone sind Insulin (verantwortlich für die Assimilation (Aufnahme) von Glucose) und Glukagon (verantwortlich für die Deassimilation (Abgabe) von Glukose).
Eine alleinige Stellgröße gibt es jedoch nicht, denn diese beiden Hormone stehen in enger Wechselbeziehung zu anderen Hormonen, Neurotransmittern, Substraten und Metaboliten.
Die nachfolgende Tabelle soll beispielhaft einige dieser Wechselbeziehungen aufzeigen:
inhibiert stark inhibiert schwach stimuliert stark stimuliert schwach
Insulin | Glukagon | |
---|---|---|
Glukagon | ||
Insulin | ||
GLP-1 | ||
Somatostatin | ||
Prostaglandine, ACTH, TSH | ||
Beta-Adrenerge Agonisten | ||
Kohlenhydrate | ||
Aminosäuren | ||
Fettsäuren |
Hier sieht man auch schon die Wechselbeziehung der pankreatischen Hormone untereinander. Unterstützt wird diese teilweise über interzelluläre Kanäle von Zytosol zu Zytosol, andererseits über die schon in der Anatomie erwähnten arteriellen Flussrichtung (von der Mitte zum Rand der Langerhans'schen Inseln).
Aber auch wenn diese Steuerung der Glucohomöostase hauptsächlich intestinal erfolgt, so kann das Gehirn bei drohendem Glucosemangel zentralnervös eingreifen. Dies ist auch erforderlich, denn für die Nervenzellen ist Glucose der Haupt-Energielieferant und für bestimmte Zellen (Nebennierenmark und Erythrozyten) der einzige.
Der Aspekt der intestinalen Hauptsteuerung wird eindrucksvoll unterstrichen, wenn man sich die Auswirkungen auf den Plasmainsulinspiegel zwischen enteraler und parenteraler KH-Zufuhr ansieht: bei enteraler Zufuhr ist der Plasmainsulinspiegel deutlicher erhöht. Grund ist vor allem die Mitbeteiligung von GLP-1, doch dazu später mehr.
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