Geschichte 150 n.Chr.-1673
Der Römer Claudius Galenus (oder "Galen", wie er in den Annalen der Medizinhistoriker immer genannt wird) lebte kurz nach Aretaios. (von 129-200 n. Chr.) Er gilt als der Begründer der "Säftelehre" und vertrat die Ansicht, dass der Diabetes wohl eine Erkrankung der Nieren sein müsse. (Vermutlich kam er darauf, weil der übermäßige Harndrang und der zuckersüße Geschmack des Diabetikerurins es zunächst vermuten lassen.) Diese Meinung blieb für die nächsten Jahrhunderte erhalten.
Erst in dieser Zeit räumt der berühmte Arzt Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim (1493-1541) - besser noch bekannt unter dem Beinamen "Paracelsus" (Bei dem Namen hätte ich mir vermutlich auch ein Pseudonym zugelegt...) - mit der These von der Nierenerkrankung auf und klassifiziert den Diabetes als eine Stoffwechselerkrankung, indem er vermutet, dass es sich um "Ablagerungen eines Salzes um die Nieren" handele. Den süßen Geschmack dieses "Salzes" hat er jedoch niemals erwähnt. Paracelsus, der bekannteste Kritiker der damaligen Schulmedizin, gleichwohl promovierter Arzt, behandelt den Diabetes vorwiegend mit Hungerkuren. Noch für eine lange Zeit behält dieser Therapieansatz seine Gültigkeit. Paracelsus sagte "Alle Ding' sind Gift und nichts ohn' Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist". Er sagte aber auch "Der Mensch ist, was er isst".
Der englische Anatom Thomas Willis (1621-1675) ist der erste abendländische Arzt, dem aufgefallen ist, was Susruta schon 2000 Jahre vor ihm beschrieb: den honigsüßen Geschmack des Urins von Diabetikern. Er unterscheidet daher den Diabetes von anderen Erkrankungen die mit vermehrtem Wasserlassen einhergehen und stellt fest, er glaube "dass der Diabetes mehr und unmittelbarer eine Erkrankung des Blutes als eine der Nieren sei". Außerdem beschreibt Willis zwei Arten der Erkrankung: eine heilbare und eine unheilbare. Möglicherweise hat er damals schon Typ 1 von Typ 2 unterschieden. (Obwohl der eigentliche Verdienst Willis' eher seine Zuordnung von Hirnfunktionen der Hirnsubstanz zu sehen ist. Willis ordnete Wahrnehmung, Intelligenz und Gedächtnis den Großhirnhemisphären zu. Auch eine noch genauere Beschreibung des Asthmas ist ihm zuzurechnen)
War bisher immer nur von den Fortschritten auf dem Gebiet der Diabetologie die Rede, so sind doch auch Rückschläge zu verzeichnen. Der Schweizer Arzt Johann Conrad Brunner (1653-1727) geht der Frage nach, ob die Bauchspeicheldrüse ein lebenswichtiges Organ sei. Dazu entfernt er Hunden die Bauchspeicheldrüse und stellt fest, dass diese zwar zunächst großen Durst entwickeln und viel Urin lassen, sich die Symptome jedoch zurückentwickeln.
Was war geschehen?
Offensichtlich hatte Brunner die anatomischen Besonderheiten der Bauchspeicheldrüse beim Hund übersehen und zwar einen großen Teil entfernt, jedoch einen Rest stehen lassen, der sich erholen und die Insulinproduktion wieder aufnehmen konnte. In der Folge ließ das Interesse an weiteren Forschungen bezüglich der Bauchspeicheldrüse zunächst nach und sie wurde nicht länger als lebenswichtiges Organ angesehen.
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