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Flash Glucose Monitoring & AGP

FMG-System2013 wurde es bereits angekündigt, dieses Jahr (im 2. Halbjahr 2014) soll es kommen: das „Flash Glucose Monitoring“ von der Firma Abbott (die ja auch das CGMS „Freestyle Navigator“ herstellt).

Es handelt sich hierbei ebenfalls um ein System zur Glukosemessung im Zwischenzellwasser (Interstitielle Flüssigkeit), das aber anders als ein CGMS keine Warnmeldungen bei Über-/Unterschreiten eines Grenzwertes ausgibt. Der am Oberarm getragene subkutane Sensor überträgt seine aufgezeichneten Messwerte der letzten 8 Stunden, den aktuellen Glukosewert und eine Trendanzeige, sobald man das Lesegerät in seine Nähe hält. (Mit dem NFC-Protokoll, wie es z.B. auch manche Smartphones zum bargeldlosen Zahlungsverkehr einsetzen)

Der Sensor hat ungefähr den Durchmesser einer 2-Euro-Münze, ist nur geringfügig dicker und kann 14 Tage lang getragen werden. Während dieser Zeit bleibt die Qualität der Messungen gleich, es ist also nicht zu befürchten, dass die Messungen gegen Ende der 14 Tage ungenauer werden.
Das Besondere an diesem neuen Sensor: er muss – anders als die derzeit erhältlichen CGM-Systeme – weder beim Start noch während des Betriebes mit einer herkömmlichen BZ-Messung kalibriert werden. Die Kalibrierung erfolgt für jede Charge direkt an Werk; der Anwender braucht den Sensor nur zu setzen und kann dann seine Werte mit dem Empfangsgerät ablesen.

Das Empfangsgerät hat ein Farbdisplay mit Touchscreen und zeigt den Verlauf der letzten 8 Stunden als Grafik, sowie den aktuellen Glukosewert und einen Pfeil, der den aktuellen Trend darstellt. Die Speicherkapazität des Empfängers reicht für 90 Tage.

Mit einem entsprechenden Plug-In für die Abbott-Software „CoPilot“ können die Daten aus dem Empfänger ausgelesen und sehr anschaulich dargestellt werden. Abbott nennt diese neue Darstellungsform „AGP“ (Ambulatory Glucose Profile). AGP macht die Auswertung der Daten einfacher, weil Sie für den Standardtag nicht übereinandergelegte Linien anzeigt, sondern die Mittelwerte (den Median) als Verlaufsgrafik, darunter die 25. bis 75. Perzentile und unter der die 10. bis 90. Perzentile. Man kann somit auf einen Blick sehen, welche Tagesbereiche den stabilsten Glukoseverlauf haben (mit den geringsten Streuungen) und zu welcher Tageszeit die Werte stark schwanken.

Die Perzentile ist ein Maß, das die Streuungsbreite einer statistischen Verteilung angibt. So sagt z.B. die 10. Perzentile aus, dass 90% der anderen BZ-Werte zu diesem Zeitpunkt höher liegen und 10% darunter.

Entwickelt wurde dieses System von Abbott unter der Prämisse, die Lebensqualität für Diabetiker zu verbessern und den Alltag mit Diabetes leichter zu machen. Ich weiß, das sagen viele Hersteller, aber ich denke Abbott ist es hiermit wirklich gelungen.

Warum? Nun, wenn man sich mit Diabetikern unterhält, dann sagen viele von ihnen, dass sie die Insulinspritzen nicht so sehr stören, wie die häufigen Blutzuckermessungen; das ständige Pieken der Finger.  Das kann mit diesem System deutlich reduziert werden, da dann nur noch herkömmliche Messungen notwendig sind, wenn der Blutzucker sich schnell ändert oder man eine Hypoglykämie vermutet. (Das System misst ja den Glucosegehalt des Zwischenzellwassers, der dem im Blut erst mit einer Verzögerung von 10-15 Minuten entspricht. So lange braucht die Diffusion zum Konzentrationsausgleich).

Ich denke als Diabetiker wird man seinen Glukoseverlauf (insbesondere nach Mahlzeiten oder während sportlicher Aktivität) bereitwilliger und häufiger kontrollieren, wenn man sich dafür nicht stechen muss, sondern einfach nur ein Lesegerät an seinen Sensor zu halten braucht.

Weitere Vorteile:

  • Die Finger werden geschont, was sich positiv auf das Tastempfinden auswirkt.
  • Es gibt keine Diskussionen mit dem Arzt mehr um die Menge der Teststreifen, die man verordnet bekommen möchte.
  • Eltern diabetischer Kinder müssen diese nicht wecken, wenn sie nachts einen Glukosewert wissen möchten.
  • Keine Diskussionen mehr mit den Kindern, dass sie jetzt doch endlich mal messen sollen.
  • Auch erwachsene Diabetiker brauchen keinen Wecker mehr für nächtliche Basaltests.
  • Man kann direkt ablesen, wie sich der postprandiale Glukoseverlauf verhält und somit schädliche Hyperglykämien eher erkennen und durch Therapieanpassungen ausschalten.
  • Größere Diskretion bei Glukosebestimmungen in der Öffentlichkeit (Restaurant, Kino, Feiern etc.).
  • Auf manchen Arbeitsplätzen gibt es nicht die Möglichkeit, sich immer die Hände zu waschen. Das ist mit diesem System auch nicht notwendig.
  • Es gibt keine Fehlmessungen mehr durch Glukoseanhaftungen an den Fingern oder durch zu sehr „gequetschte“ Finger (Diabetiker kennen das als „Melken“ der Finger).
  • Keine „rituelle“ Handlung mehr (Messgerät rausholen, Streifen einstecken, Stechen, Teststreifen entsorgen)

Leider wurde über den Faktor „Kosten“ bis jetzt noch nichts bekannt gegeben, da müssen wir noch ein bisschen abwarten.

Mittlerweile (Stand August 2016) ist aber schon über die weitere Finanzierung einiges bekannt. Nach dem GBA-Entscheid, dass unter Vorlage bestimmter Voraussetzungen auch ein CGM-System zu den Kassenleistungen gehört, sind nun einige Krankenkassen auch eher bereit, ihren Versicherten die Kosten für ein Freestyle Libre zu finanzieren. Zwei der größten gesetzlichen Krankenkassen - die Techniker Krankenkasse (TK) und die DAK-Gesundheit (DAK) - übernehmen ab sofort komplett die Kosten für das innovative Freestyle Libre in Form einer Satzungsleistung für Erwachsene und Kinder ab 4 Jahren.

Ich rechne damit, dass andere Kassen dem bald folgen werden!

Hier nun noch einige Bilder aus der Präsentation zu diesem Symposium von der Jahrestagung 2014 der DDG in Berlin.

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