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Bitte befolgen Sie Tipps/Empfehlungen/Anregungen, die Sie hier oder anderswo im Internet gefunden haben, niemals, ohne das vorher mit Ihrem behandelnden Arzt, bzw. mit Ihrem Diabetesteam besprochen zu haben!

Wichtig!
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Tierische Insuline

...sind zwar in der heutigen Therapie kaum noch zu finden (aufgrund ihres erhöhten Allergie-Potentials), sollen hier aber dennoch erwähnt werden, denn auch für sie gibt es durchaus noch Einsatzgebiete. Sie unterscheiden sich in ihrer Struktur durch eine Aminosäure in der B-Kette (Schweineinsulin), bzw. eine Aminosäure in der B-Kette und zwei in der A-Kette (Rinderinsulin). Therapieversuche mit dem Insulin von Schafen hat es zwar auch schon gegeben, aber das hat sich nie so ganz durchsetzen können.

Tierisches Insulin wird seit 2005 nicht mehr in Deutschland hergestellt, die betroffenen Patienten sind auf den Import aus Großbritannien angewiesen, da Schweineinsuline ausschließlich von der britischen Firma Wockhardt Ltd. hergestellt und von der internationalen Apotheke Runge Pharma in Lörrach vertrieben werden.
Einsatzgebiet für Tierinsuline sind z.B. Menschen, die an einer Allergie gegen Humaninsulin und Analoga leiden.

Mitunter gibt es auch Diabetiker, die ihre Hypos nur sehr spät oder gar nicht wahrnehmen. Hat sich eine Erhöhung des durchschnittlichen BZs und ein »Hypotraining« als nicht zielführend erwiesen, so kann man auch in diesem Fall einen Therapieversuch mit tierischem Insulin erwägen.

Eine grundsätzliche Versorgung aller Diabetiker mit tierischem Insulin - wie von manchen Gruppierungen gefordert wird - ist aber nicht machbar Dazu muss man sich nur vor Augen halten, daß ein durchschnittlicher Typ 1 Diabetiker ungefähr 50 Schweine pro Jahr brauchen würde um seinen Insulinbedarf sicherzustellen.
(Quelle: Prof. Theo Dingermann)

 

Langzeitanaloga

Schließlich gibt es noch die Gruppe der Langzeitanaloga, wie z.B. das Glargin (Lantus ®), ein langwirkendes Insulin zur Basalversorgung. Die längere Wirkung basiert u.a. auf dem Prinzip der Surfen-Insuline: Es ist im sauren Milieu (bei pH 4) löslich und fällt im pH-Milieu des Körpers (um die 7) dann aus. Diese Ausfällung in Form von kristallinem Insulin wird langsamer resorbiert. (Daher darf es auch nicht mit anderen Insulinen gemischt werden, denn das würde das pH-Milieu der Lösung verändern).
Insulin Glargin wird gentechnisch von E.Coli-Bakterien hergestellt. Die B-Kette wird dabei um zwei Aminosäuren verlängert und auf der A-Kette wird an Position 21 die Asparaginsäure gegen Glycin ausgetauscht. Durch diese Strukturveränderungen halten die Hexamere enger zusammen, was den zweiten Teil des Verzögerungsprinzips ausmacht. (Der ist aber eher latent beteiligt)

Es bietet gegenüber herkömmlichen NPH-Insulinen den Vorteil einer längeren Wirkdauer und einer gleichmäßigeren Wirkkurve, wodurch es allerdings auch nicht für jeden Diabetiker Mittel der Wahl ist (einige haben einen tageszeitlich stark schwankenden Insulinbedarf)
Die Wirkdauer wird mit 20-30 Stunden angegeben, weswegen es eigentlich recht egal sein sollte, zu welcher Tageszeit man es spritzt (solange ein 24 Stunden-Intervall eingehalten wird). In der Praxis zeigt sich jedoch häufig, dass die Injektion am Abend einen möglicherweise erhöhten Nüchtern-BZ (im Sinne eines sanften Dawn) positiv beeinflussen kann, was für einen leichten Wirkgipfel in den frühen Morgenstunden spräche.
Auch gibt es Patienten, die mit einer einmal täglichen Lantusgabe eine Lücke in der Basalversorgung haben, so daß eine Aufteilung der Tagesdosis in zwei Gaben (morgens und abends) sinnvoll ist.
(Zu erkennen ist diese Lücke dann leicht daran, dass gegen Ende der Wirkdauer (meist am späten Nachmittag, wenn das Lantus nur abends gespritzt wird) der BZ auch ohne KH-Einfluss zu steigen beginnt)

Achtung!
Bei einer Umstellung von NPH auf Lantus sollte die Tagesdosis um 20-30% reduziert und dann schrittweise angepasst werden um Hypoglykämien (insbesondere in der Nacht) vorzubeugen. Auch die extrem lange Wirkung muss bei sportlichen Aktivitäten berücksichtigt werden. Anders als bei Intermediärinsulinen ist hier eine geplante Dosisreduktion zur Sportanpassung weniger sinnvoll als vielmehr die zusätzliche Gabe von "Sport-BE".

In jüngster Zeit werden Diabetiker unter Glargin-Therapie verunsichert, weil es unter Glargin in Experimenten mit Zellkulturen zu einer erhöhten Karzinomrate gekommen ist. Man muss jedoch erwähnen, dass die untersuchte Zelllinie eine ohnehin erhöhte Affinität zum IGF-1 (Insulin like growth factor-1) haben und daher auch schon körpereigenes Insulin hier eine mitogene Wirkung zeigt.

Ein weitere Vertreter der Langzeitanaloga ist das Insulin Detemir (Levemir®).Hier wurde an Position 30 der B-Kette das Threonin entfernt und eine Fettsäure an Position 29 der B-Kette hinzugefügt. Dadurch ist sein Verzögerungsmechanismus auf eine Bindung an Albumin zurückzuführen, weswegen es rein theoretisch sogar intravenös appliziert werden könnte (und trotzdem seine Verzögerung nicht verlöre).

In manchen Studien konnte Detemir damit punkten, dass es damit leichter war sein Körpergewicht zu reduzieren. Außerdem hat es sich gelegentlich als bessere Alternative zur Behandlung eines hormonell bedingt instabilen Diabetes (Brittle-Diabetes) erwiesen.

2014 kam dann ein neues Langzeitanalogon hinzu. Ebenfalls von Novo Nordisk das Insulin Degludec (Tresiba®), quasi ein Nachfolger des Levemir, denn auch hier wurde an Position 30 der B-Kette das Threonin entfernt und eine Fettsäure an Position 29 der B-Kette hinzugefügt (allerdings eine andere). Tresiba hat laut Hersteller eine Wirkdauer von bis zu 42 Stunden und könnte damit dem Ziel, Basalinsulin nur einmal täglich spritzen zu müssen und dennoch einen gleichmäßigen Wirkverlauf ohne große Neigungen zu Hypoglykämien zu haben, nahekommen.

 

Kombiinsulin

(Auch als »feste Mischung« bezeichnet) Eine feste Kombination von Alt- und Intermediärinsulin.
Die dahinterliegende Idee ist simpel: Der Körper hat auf zweierlei Art einen Insulinbedarf: zum einen als Basalinsulin u.a. für die Regulationsvorgänge im Hormonregelkreislauf und zum anderen einen BZ-abhängigen Bolusbedarf, um Blutzuckerspitzen durch KH-Aufnahme zu vermeiden.

Mit einem Kombiinsulin werden beide Bedarfsarten abgedeckt. Daher sollte ein Kombiinsulin auch (ca. 30 Minuten) vor einer Mahlzeit gespritzt werden.
Der Alt-Anteil (z.B. beim Actraphane 30 beträgt er 30%) deckt dann durch seinen schnelleren Wirkungseintritt die Mahlzeit ab, während die NPH-Komponente den Basalbedarf deckt.
Kombiinsulin gibt es mit den unterschiedlichsten Anteilen an schnellwirksamen Insulin.
Es gibt aber auch Diabetiker, die sich ihre Mischung nach eigenen Bedürfnissen in einer Spritze selbst aufziehen. Hier spricht man dann eben von einer »freien Mischung«

Insulinspiegel bei Kombiinsulinen

Vor einigen Jahren gab es noch eine recht große Auswahl an unterschiedlichen Kombinationen von der Firma Novo Nordisk:

  • Actraphane 10/90
  • Actraphane 20/80
  • Actraphane 30/70
  • Actraphane 40/60
  • Actraphane 50/50

Dann wurden die meisten aber vom Markt genommen und jetzt gibt es sie von dieser Firma nur noch als Actraphane 30 (früher 30/70) und Actraphane 50 (früher 50/50).

Aber auch Analoga kann man heute als Kombiinsulin bekommen, z.B. von der Firma Lilly das Humalog Mix 25 bzw. Humalog Mix 50 (NPH-Insulin mit 25, bzw. 50 Prozent Anteil Insulin Lispro, einem kurzwirkenden Insulinanalogon).

 

Kurzzeitanaloga

Ein Insulin-Analogon ist ein völlig synthetisch hergestellter Stoff, der in seiner Wirkung dem Insulin gleichkommt aber eine ganz leicht veränderte Struktur besitzt.

Beispiele für Analoga sind:

Insulin Lispro (Humalog ®; Lilly)
Ein Analogon, bei dem zwei Aminosäuren vertauscht sind. (Auf der B-Kette die Positionen 28 und 29, Prolin und Lysin, daher jetzt anstatt ProLy eben Lyspro (Lispro))
Der Effekt ist, dass die Gruppen von 6 Molekülen (Hexamere) nicht mehr eine so enge Bindung haben sondern wesentlich schneller in Dimere (Zweiergruppen) und Monomere (Einzelmoleküle) zerfallen. (Hexamere müssen erst gespalten werden (=dissoziieren), bevor sie ins Blut resorbiert werden können)
Daher hat Lispro einen schnelleren Wirkungseintritt und wirkt kürzer als Alt-Insulin. Der Vorteil: Der bis dahin fällige Spritz-Ess-Abstand (SEA) kann deutlich reduziert werden oder fällt sogar ganz weg. Bei fettigen Speisen empfiehlt es sich sogar, erst nach dem Essen zu spritzen.

Insulin Aspart (NovoRapid®; Novo Nordisk)
An Position 28 der B-Kette wurde Asparagin durch Prolin ersetzt, wodurch es schneller in Monomere dissoziiert. Bei mir persönlich konnte ich jedoch keinen nennenswerten Vorteil gegenüber Normalinsulin feststellen; bei Humalog hingegen schon. Ich kenne aber auch Diabetiker, bei denen das genau umgekehrt der Fall ist.

Insulin Glulisin (Apidra® Sanofi-Aventis)
Hier wurde an Position 3 der B-Kette Asparagin gegen Lysin ersetzt und an Position 29 der B-Kette das Lysin gegen Glutamin.

Welches dieser Analoga man letztlich verwendet (wenn es dazu kommt) ist eine Frage der Verträglichkeit. Wie oben schon angedeutet gibt es dabei auch interindivuelle Unterschiede. Sollten sich also z.B. bei einem Wechsel von Normalinsulin zu KIA wegen eines zu langen SEA keine nennenswerten Unterschiede zeigen ist es durchaus eine Option, es mit einem anderen KIA zu versuchen.

Zu beachten ist dabei lediglich, dass meistens auch ein anderer Pen benötigt wird, da jeder der drei Hersteller seine eigenen Pens vertreibt, die dann nicht unbedingt mit den Patronen anderer Hersteller kompatibel sind.

 

Langzeitinsuline

Hatten eine noch längere Wirkdauer als Intermediärinsuline (bis zu 24 Stunden) und wurden oft mit Zink verzögert.
Aufgrund der relativ unflexiblen Therapieführung sind Zink-Insuline heute kaum noch im Einsatz. Sie dürfen auch nicht mit Normalinsulin gemischt werden.
z.B. Ultratard® oder Monotard®

In Deutschland nicht mehr erhältlich

Der Grund für ihren Einsatz war eigentlich, dass man Diabetikern gern die Anzahl der Injektionen verringern wollte. Bei einigen hat das ganz gut geklappt, bei vielen aber nicht. (Auch mein erstes Basalinsulin war eine solche Zinksuspension, wurde aber nach einem Jahr auf NPH umgestellt weil mit dem Ultratard einfach keine befriedigende Stoffwechseleinstellung zu erreichen war)