Untersuchungen
Bei aller Begeisterung für technische Spielereien und der Objektivität von laborchemischen Parametern: die allererste diagnostische Maßnahme sollte immer die gewissenhafte und gründliche Anamnese sein, sowie die äußerliche Begutachtung des Patienten. Gute Maschinen können niemals die gesunden Sinne und die Erfahrung eines Diagnostikers ersetzen!
- Welcher Art sind die Beschwerden des Patienten? (Müdigkeit, fehlender Antrieb, Leistungsabfall, Gewichtsabnahme, Harndrang, starker Durst).
- Haben Familienmitglieder bereits einen Diabetes? (DM 2 tritt familiär gehäuft auf, die Veranlagung dazu wird häufiger vererbt als bei DM 1. Man spricht von »genetischer Prädisposition«)
- Besteht eine Neigung zu Infekten? (Bei Diabetikern häufiger als bei Nicht-Diabetikern)
- Wie ist das Erscheinungsbild des Patienten, seine Körperhaltung?
- Riecht seine Atemluft nach faulen Äpfeln (typischer Acetongeruch; bei einer metabolischen Azidose versucht der Körper dies respiratorisch zu kompensieren).
- Wie hoch ist der BZ? Früher wurde oft nur der Nüchtern-BZ gemessen. Nüchtern-BZs ab 110 mg/dl galten als Hinweis für einen Diabetes. Heute kommt dem postprandialen BZ eine immer größere Bedeutung zu, weil man weiß, dass ein sanfter DM 2 noch normwertige Nüchtern-BZs haben kann, während er schon deutlich pathologische pp-BZs hat. Ein Arzt, der sich bei Verdachtsdiagnose DM ausschließlich auf den Nüchtern-BZ verlässt, sollte schleunigst gewechselt werden.
Ein schon früher weit verbreiteter Test in der Diabetes-Früherkennung ist der oGTT, der orale Glukose-Toleranztest. Dem nüchternen Pat. werden nach BZ-Bestimmung oral 75 Gramm Glucose verabreicht, dann wird der BZ nach einer und nach zwei Stunden gemessen. Nach einer Stunde darf der BZ nicht über 180, nach zwei Stunden nicht über 140 mg/dl liegen.
Mit dem »Langzeit-BZ« HbA1c wurde dieses Testverfahren aber immer unwichtiger.
Man führt es zwar auch heute noch durch, aber mit einer anderen Gewichtung und anderen Rahmenbedingungen.
Lt. WHO ist nur der 2-Stunden-Wert wichtig, der 1-Stunden-Wert braucht gar nicht gemessen zu werden.
- BZ nach 2 h unter 140: kein DM
- BZ 140 - 200: gestörte Glukosebelastung (Impaired Glucose Tolerance)
- BZ über 200: Beweis für DM, die Diagnose steht.
Am besten: oGTT + HBA1c.
Aber: der 2h-Wert kann schon über 200 sein bei noch normalem HBA1c, wenn das z.B. gerade im Ansteigen ist. Fazit aus den Empfehlungen der ADA (American Diabetes Association):
Kann man zwei pathologische Werte an zwei verschiedenen Tagen nachweisen steht die Diagnose.
Eine weitere Untersuchung wäre der Nachweis von Antikörpern, die sehr häufig beim Typ 1 bestehen. Schließlich kann man noch das C-Peptid bestimmen, das als ein Abbauprodukt bei der Umwandlung von Proinsulin zu seiner biologisch wirksamen Form, dem Insulin, entsteht. Ein solcher C-Peptid-Test lässt Rückschlüsse über die noch vorhandene Insulin-Eigenproduktion zu. (Bei Verdacht auf Typ 3 werden natürlich noch weitere spezielle Untersuchungen notwendig)
Fazit:
Die Diagnostik der Wahl bei Verdacht auf DM besteht aus Anamnese, Krankenbeobachtung, postprandialem BZ und HbA1c.
Weiterführende Diagnostik wie RR, Blutfette etc., sowie Diagnose auf mögliche Spätschäden sind dann obligat. Hierzu gehören vor allem die Untersuchung der Füße auf äußere Hautbeschaffenheit, die Fußpulse, der Stimmgabeltest, der Drucktest mit einem Mikrofilament und die Untersuchung des Temperaturempfindens.
Des Weiteren sollte umgehend eine Spiegelung des Augenhintergrundes veranlasst und der Urin auf eine mögliche Mikroalbuminurie untersucht werden.
Diese Untersuchungen sollten aber nicht nur am Beginn einer Diabetes-Karriere stehen, sondern in regelmäßigen Intervallen wiederholt werden. Blutuntersuchungen halb- bis vierteljährlich, Urinuntersuchung auf Mikroalbumin und Augenhintergrundspiegelung jährlich.
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