HbA1c
Wenn man vom HbA1c spricht, dann meint man das Phänomen des »glykierten Hämoglobins«, also das Verzuckern des roten Blutfarbstoffes mit Glucose. Glucose hat die chemische Eigenschaft sich an Eiweiße anzulagern. Zunächst in einem schnellen, reversiblen Prozess, der nach einiger Zeit in einen irreversiblen Prozess mündet.
Dies betrifft alle Eiweiße, nicht nur das Hämoglobin (=Hb), aber mit dem Hämoglobin hat man ein Eiweiß, mit der klinisch relevante Aussagen getroffen werden können, und zwar aus mehreren Gründen:
- Erstens befindet sich das Hb im Blut (genauer gesagt in den Erythrozyten) ebenso wie die Blutglucose, über die man eine Aussage treffen will.
- Zweitens weiß man, dass die Erythrozyten eine Lebensdauer von ca. 90-120 Tagen haben. Man kann also eine Aussage darüber machen, wie hoch der durchschnittliche BZ der letzten zwei Monate war. (Das Durchschnittsalter aller noch vorhandenen Erys)
(Gemessen wird der Anteil des glykierten HbA1c gegenüber dem Gesamt-Hb, Angaben in Prozent. Normwerte sind zwischen 4,5-5,5 %)
Mit einer wichtigen Einschränkung:
Ein schlechtes HbA1c zeigt eindeutig eine schlechte Einstellung, während ein normwertiges HbA1c noch kein Beweis für eine gute Einstellung ist. Von einer guten Einstellung kann man nämlich nur dann sprechen, wenn keine größeren Schwankungen aufgetreten sind. (BZ-Spitzen gelten als potentiell zytotoxisch und mitverantwortlich für Gefäßschädigungen)
Und da BZ-Spitzen nicht allzulange dauern, die Glykierung aber erst nach etwa 4 Stunden irreversibel wird tauchen diese Spitzen nicht im HbA1c auf.
Normal ist ein HbA1c von etwa 5%, gut z.B. 6 – 7,5 und schlecht alles über 10.
Pat. mit 14-16 sind akut von einer ketoazidotischen Entgleisung bedroht, und ab 16 finden sie sich häufiger auf den Intensivstationen im diabetischen Koma wieder (wenn sie Glück haben und rechtzeitig gefunden werden).
(Korrespondierende BZ-Werte sind hier berechnet nach der Formel HbA1c (%) = 0,031 · durchschn. BZ (mg/dl) + 2,393)
Werte unter 5 sind mit Vorsicht zu betrachten. Sie sind nicht grundsätzlich schlecht, aber bei einem so niedrigen Durchschnitts-BZ sinkt auch der Schwellenwert für die Hypo-Wahrnehmung; also der Wert, ab dem man eine Hypoglykämie wahrnehmen kann.
Sollten Sie selbst mit diesem Problem zu kämpfen haben, dann wäre es sicher nicht verkehrt mit dem behandelnden Arzt durchzusprechen, ob man nicht für eine Zeitlang den Durchschnittswert anhebt, bis Sie für Ihre Hypos wieder sensibler geworden sind. Auch ein spezielles Hypo-Wahrnehmungstraining wäre dann eine gute Idee.
Wichtig auch noch zu wissen, dass es mehrere Methoden gibt, mit dem ein Labor das HbA1c bestimmt. Daher sollten zur Beurteilung des Einzelwertes immer die Referenzwerte des Labors für diese Messung herangezogen werden.
Ist es sinnvoll, am Tag vor der Blutabnahme zu fasten, Sauerkrautsaft oder sonstige Hausmittel zu sich zu nehmen?
Nein. Es sei denn Sie gehören zu den Zeitgenossen, die über ihre normale Marmelade ein Schildchen mit der Aufschrift "Diät-Marmelade, für Diabetiker bestens geeignet" kleben und das dann anschließend auch glauben.
Wie gesagt gibt das HbA1c den durchschnittlichen BZ der letzten paar Wochen wieder. Da werden sie mit einem "guten" Tag keine miserable Einstellung über Wochen kaschieren können.
Außerdem geht es nicht darum, was irgendwer (inkl. Ihres Arztes) darüber denkt! Dieser Wert soll Ihnen zeigen, wo Sie mit Ihrer Therapie stehen. Wir sammeln keine Fleißkärtchen. Wir wollen wissen, wo wir etwas verbessern können.
Kann der gemessene Wert falsch sein?
Ja! Er kann z.B. "falsch niedrig" sein. D.h. der gemessene Wert entspricht nicht dem Durchschnitts-BZ, denn der war höher. Vorkommen kann dies bei Erkrankungen, bei denen die roten Blutkörperchen nicht so lange leben wie normal. Denn dann müssen schneller neue gebildet werden und von den alten können nicht so viele Verzuckern.
Des Weiteren kann das vorkommen bei schweren Infektionen oder nach Bluttransfusionen.
Es heißt übrigens nicht "DER HbA1c" sondern "DAS HbA1c"! (denn HbA1c steht ja für "glykiertes Hämoglobin A1c")
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