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Nierenschwelle

Um das Phänomen der Nierenschwelle zu kennen reicht es aus zu wissen, dass sie eine Art »Überdruckventil« ist, das Glucose ab BZ-Werten von ca. 160-180 mg/dl mit dem Urin aus dem Körper ausschwemmt.

Um näher verstehen zu können warum das so ist müssen wir uns jedoch ein wenig mit der Funktionsweise der Nieren und daher mit den Begriffen Osmose und Diffusion befassen.
Beiden gemeinsam ist, dass sie einen Transport zwischen zwei Medien darstellen, die durch eine semipermeable (=halbdurchlässige) Membran getrennt sind.
Das geht solange vonstatten, bis ein »Konzentrationsausgleich« stattgefunden hat, also die Konzentration dieses Stoffes auf beiden Seiten der Membran gleich ist.

Schema der Osmose

Osmose nennt man den Vorgang, wenn dabei das Lösungsmittel selbst von einer Seite der Membran zur anderen wandert, weil die Poren der Membran für den gelösten Stoff zu klein sind. Er kann sie nicht passieren, also kann nur ein Konzentrationsausgleich stattfinden, wenn das Lösungsmittel selbst vom Ort der niederen zum Ort der höheren Konzentration wandert. Die Kraft, mit der dieser Konzentrationsausgleich stattfindet erzeugt einen Druck, der auch als der »osmotische Druck« bekannt ist

 

Schema der Diffusion

Diffusion hingegen nennt man es, wenn die gelösten Stoffe selber vom Ort der höheren zum Ort der niederen Konzentration wandern. Dies ist immer dann möglich, wenn die Poren der Membran größer sind als die gelösten Stoffe selber. Ursache für diesen Transport ist, dass die in einer Lösung befindlichen Stoffe gegeneinanderstoßen und quasi versuchen "sich aus dem Weg zu gehen", indem sie sich zu einem Ort begeben, wo weniger von ihrer Art vorhanden sind.

 

Nachdem diese beiden grundlegenden Begriffe geklärt sind können wir uns der eigentlichen Nierenfunktion zuwenden.

Die Niere hat die Aufgabe: (Beispiele in Klammern)

  • Ausscheidung von Stoffwechselprodukten (Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin)
  • Aufrechterhaltung der Elektrolytkonzentration im Blut (Natrium, Kalium)
  • Aufrechterhaltung des Wassergehaltes
  • Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks
  • Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts
  • Ausscheidung von Fremdsubstanzen und deren Stoffwechselendprodukten

Um diesen Aufgaben nachkommen zu können wird in den Nieren zunächst einmal der sogenannte Primärharn gebildet. Bei Männern sind das etwa 125ml/min, bei Frauen etwa 110ml/min.
Der Körper bildet pro Tag also etwa 160 bis 180 Liter Primärharn pro Tag. Es ist klar, dass das nicht alles ausgeschieden werden kann; das meiste wird rückresorbiert. Übrig bleibt der Sekundärharn, und der beträgt etwa 1,5 bis 2 Liter pro Tag. (Zusätzlich verliert der Körper auch Flüssigkeit mit dem Stuhlgang, dem Schweiß und der Atemluft, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte)
In den Primärharn werden auch Stoffe abgegeben, die der Körper noch braucht; die müssen also auch rückresorbiert werden.

Und jetzt kommt der entscheidende Punkt:

Wir hatten ja eingangs festgestellt, dass Osmose und Diffusion Transportvorgänge sind. Und Sie wissen auch, dass ein Transporter nicht unendlich belastbar ist. Dieser hier ist das auch nicht, es gibt ein sogenanntes »Transportmaximum«, das bei Glucose eine vollständige Rückresorption nur bis zu einem BZ von 160 bis 180 mg/dl ermöglicht.

Im Primärharn wird die Glucose aus dem Blut landen, egal wie hoch der BZ ist.

Aber aus dem Primärharn kann höchstens eine bestimmte Menge (siehe oben) zurück transportiert werden. Der Rest bleibt im Primärharn, der dann später zum Sekundärharn wird.

Und hier greift dann der osmotische Druck der Glucose: Der Rest, der nicht wieder in das Blut abgegeben werden kann, bindet Wasser im Primärharn, wodurch sich die Menge des Sekundärharns drastisch erhöht. Das Endergebnis ist eine Exsikkose (=Austrocknung des Körpers).

Aus den Nieren wandert der Sekundärharn in die Blase, die sich bei diesen Mengen natürlich schneller füllt und einen so häufiger zur Toilette führt. Der Körper verliert also viel Wasser und will das wieder ausgleichen, indem er das Durstgefühl steigert.

Die Folge ist, daß der Diabetiker, der wegen seines hohen BZs viel Wasser verliert (=Polyurie), auch viel trinkt (=Polydipsie).

Also muss man in diesem Fall nicht häufig zur Toilette, weil man soviel trinkt, sondern man muss soviel trinken, weil man so häufig zur Toilette geht!