Prandialen Insulinbedarf ermitteln
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Und wie überprüfe ich nun meine BE-Faktoren/lege sie fest?
Durch Ausprobieren!
Natürlich sollte hier schon sichergestellt sein, dass der Basalbedarf korrekt festgelegt wurde, damit keine Lücken in der Basalversorgung das Ergebnis verfälschen können.
Und es ist ziemlich sinnvoll zumindest in dieser Phase seine Lebensmittel genau abzuwiegen, damit keine Schätzfehler einen zu hohen oder zu niedrigen BZ bewirken.
Auch den Gehalt an Kohlenhydraten der einzelnen Lebensmittel sollte man dann genau kennen. Im Internet finden sich dafür viele Listen (eine sehr umfangreiche z.B. im Downloadbereich von Diabetes-Kids); auch in Buchhandlungen wird man fündig. (Immer wieder gern empfohlen wird das Buch Kalorien Mundgerecht)
Und natürlich gibt es auch noch die Lebensmitteldatenbank auf http://fddb.info/, bzw. deren Apps für iOS und Android.
Dann sollten die Mahlzeiten während dieser Testphase nicht allzu üppig und/oder allzu fettreich ausfallen. Auch auf außergewöhnliche körperliche Aktivitäten würde ich in dieser Zeit verzichten. (Man will ja den Normalzustand ermitteln)
Mir hat es in der Einstellungsphase sehr geholfen, dass ich mir eine "Standard-Mahlzeit" zusammengestellt habe, die jeden Tag gleich war. Es war nicht unbedingt ein kulinarischer Hochgenuss, aber so konnte ich sicher sein, dass sich die Änderungen des pp-BZs nur auf die geänderten Insulindosierungen bezogen haben.
Sind die Rahmenbedingungen festgelegt kann die Testphase beginnen. Natürlich sollte man dann immer einige Not-BE in Form von Traubenzucker parat halten um eventuelle Hypos schnell ausgleichen zu können.
Da es um den BE-Faktor zu jeder einzelnen Tageszeit geht sollte man sicherstellen, dass die letzte Mahlzeit etwa 4 Stunden zurückliegt (sonst könnten Reste dieser Mahlzeit das Ergebnis verfälschen). Den Faktor, den man zum allerersten Test zugrunde legt würde ich immer ein wenig dem Basalbedarf angleichen. Benötigt jemand nur 12 I.E. Basalinsulin in 24 Stunden wäre ein Anfang mit einem Faktor von 1 sicher zu hoch gegriffen.
Lieber würde ich in Kauf nehmen, dass der pp-BZ (der etwa 2 Stunden nach dem Essen gemessen wird) etwas zu hoch ausfällt als gleich mit einer Hypo zu beginnen.
Den eigentlichen Test beginnt man also mit einem BE-Faktor von 0,5 bis 1, das heißt die BE-Menge wird mit diesem Faktor multipliziert.
Für mich interessant waren dann immer die Werte 1 Stunde, 2 Stunden und 3 Stunden nach dem Essen. Der 1-Stunden-Wert sagt mir etwas über den Spritz-Ess-Abstand. Ist mir dieser Wert zu hoch, dann kann ich versuchen den SEA zu erhöhen. (Auch bei Analoga ist das mitunter nötig)
Der 2-Stunden-Wert sagt mir dann, inwiefern der BE Faktor gestimmt hat und den 3-Stunden-Wert mache ich zu meiner Sicherheit. So lange ungefähr wirken Analoga und ich möchte sichergehen, dass mein BZ nach dem Essen nicht zu tief absinkt.
Ist der BZ nach dem Essen zu hoch wird er natürlich mit Insulin korrigiert. Ist er erheblich zu hoch (über 200mg/dl), dann korrigiere ich auch schon nach 2 Stunden, ansonsten lieber erst nach einer Kontrollmessung 3 Stunden nach dem Essen.
Man soll nie in ein noch wirkendes Bolusprofil hineinkorrigieren, es sei denn man ist sich sicher beim Mahlzeitenbolus aus Versehen zu wenig gespritzt zu haben.
Der Korrekturbolus wird dann dem Mahlzeitenbolus zugerechnet und daraus der neue Faktor bestimmt.
Beispiel: Es wurden 6 BE gegessen, wobei ein Faktor von 1 angenommen wurde (6 BE mal 1 = 6 I.E. Insulin). Nach dem Essen waren 3 I.E. Insulin als Korrekturbolus nötig, um den BZ wieder auf Normalwert zu bringen.
Also: 6 I.E. + 3 I.E. = 9 I.E. geteilt durch 6 BE = 1,5
Bei der nächsten Mahlzeit um diese Uhrzeit gehe ich also von einem Faktor von 1,5 aus.
Ähnlich läuft das, wenn der BZ nach dem Essen zu niedrig ist und für die Hypo zusätzliche BE gegessen werden müssen. Wenn es jemand schafft exakt nur die Menge an BE für die Hypo zu essen, die notwendig sind um den BZ auf Normalniveau zu bringen, dann tut man so, als wäre der Mahlzeitenbolus für die Mahlzeiten-BE PLUS der Not-BE gewesen und ermittelt so den neuen BE-Faktor.
Allerdings erfordert das schon eine gewisse Willenskraft, die man je nach Stärke der einsetzenden Hypo nicht immer aufbringen kann. In dem Fall reduziert man den BE-Faktor eben nach Gefühl (z.B. auf 0,8 statt 1).
Bis man es wirklich geschafft hat für alle Tageszeiten die nötigen BE-Faktoren zu ermitteln dauert es also schon mal eine Zeitlang.
Was man auf jeden Fall beachten sollte:
Der menschliche Körper ist keine Maschine. Wenn er also mal nicht wie vorhergesehen reagieren sollte, dann ist es im Einzelfall noch kein Grund nervös zu werden oder sich dafür die Schuld zu geben. Kommt es öfter vor, dann kann man in aller Ruhe nach den Gemeinsamkeiten suchen und findet so in der Regel recht schnell den "Übeltäter".
Und man sollte auch daran denken, dass die BZ-Geräte einer gewissen Fehlertoleranz (von 15%) unterliegen. Ein tatsächlicher Wert von 100 könnte also ebenso gut als 85 oder 115 dargestellt werden.
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